Wer sich außerhalb von Konstanz auf Spurensuche zum Konzil begeben möchte, findet im Historischen Museum Thurgau im Schloss Frauenfeld ein ungewöhnliches Exponat: Dort ist das Gastgeschenk von Johannes XXIII. für den Abt von Kreuzlingen zu sehen.

Nach seiner beschwerlichen Reise durchs Tirol und dem Sturz auf dem Arlberg traf Johannes XXIII. schließlich am 27. Oktober 1414, nach einer 27-tägigen Reise bei Anbruch der Nacht im Stift Kreuzlingen ein. Mit ihm reisten Kardinäle, eine große Anzahl von Kirchenfürsten und das gesamte päpstliche Gefolge – insgesamt wohl über 600 Personen. Als Gastgeschenk und Dankeschön für den Empfang schenkte Johannes XXIII. dem Abt Erhard Lind eine Mitra. Diese Kopfbedeckung durfte der Abt fortan bei festlichen Anlässen tragen – eigentlich das Vorrecht eines Bischofs.

Obwohl Johannes XXIII. nicht als Papst bestätigt wurde, sondern floh und verurteilt wurde, blieb die Mitra als kostbares Würdezeichen im Kloster Kreuzlingen und auch die damit verbundenen Privilegien behielten ihre Gültigkeit. Die Mitra, wie sie heute im Schloss Frauenfeld zu sehen ist, war jedoch nicht immer so reich verziert: Die Emailles an der Vorderseite mit den Stiftspatronen Afra und Ulrich sowie Katharina und das Klosterwappen wurden wohl nach 1500 beigefügt. Auch die Perlen- und Seidenstickereien wurden erst nachträglich angebracht.

Während des Schwabenkriegs 1499 und der Schwedenbelagerung 1633 war die Mitra gesichert aufbewahrt. Nach der Klosteraufhebung 1848 nahm sie der Kanton Thurgau an sich. (Alexander Leumann)

Historisches Museum Thurgau, Schloss Frauenfeld, 8510 Frauenfeld
Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag: 14.00 – 17.00 Uhr
Eintritt frei
www.historisches-museum.tg.ch

Mitra aus Kreuzlingen 1414