Beim Konstanzer Konzilgespräch 2012 geht es um das Thema „Wachstumswahn". Wachstum ist alles, gerade jetzt in der Krise. Die Nachricht, dass die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr gegen den weltweiten Trend um drei Prozent gewachsen ist, hat quer durch die Parteien Begeisterung ausgelöst. Denn Wachstum bedeutet Wohlstand. Wenn die Wirtschaft brummt, sinken die Arbeitslosenzahlen, füllen sich die Sozialkassen, steigen die Steuereinnahmen, muss der Staat weniger Schulden machen. Mit dem Wachstum wächst auch die Zuversicht, dass es immer so weiter geht. Und sich auch ein Schuldenstaat wie Griechenland irgendwann durch Wachstum aus seiner Zwangslage befreien kann.

Doch gleichzeitig wird die Kritik am Wachstumsgedanken immer lauter. „Das Wachstum der Wirtschaft ist zur Ersatzreligion unserer Gesellschaft geworden", so der Sozialwissenschaftler Meinhard Miegel. „Längst mehrt dieses Wachstum nicht mehr unseren Wohlstand, sondern verzehrt ihn. Es überlastet die natürlichen Ressourcen, die Umwelt und nicht zuletzt den Menschen." Müssen wir uns von diesem Wachstumswahn befreien - und wenn ja, geht das überhaupt? Der Kapitalismus, so wie wir ihn kennen, ist auf Wachstum angelegt. Und ob die freiheitlichen Demokratien auch ohne Wirtschaftswachstum überleben, ist nicht erwiesen. Bislang jedenfalls wagt es kein maßgeblicher Politiker, Wachstum als Prinzip in Frage zu stellen. Der ehemalige Wirtschaftsminister Wolfgang Clement verteidigt das Wirtschaftswachstum als Heilmittel und sagt: „Sicherheit im Konjunkturabschwung und in der Globalisierung erreichen wir nur durch eine wettbewerbsfähige und wachstumsstarke Wirtschaft."

Doch wie lange können die westlichen Gesellschaften ihr Glücks- und Heilsversprechen immer weiter wachsenden materiellen Wohlstands überhaupt noch einlösen? Müssen wir Wohlstand künftig anders definieren? Bruttosozialglück statt Bruttosozialprodukt? Heute wird in Deutschland pro Kopf der Bevölkerung mehr als fünf Mal so viel erwirtschaftet wie 1950. Hat sich damit auch unser Wohlbefinden verfünffacht? Wie könnte unser Leben aussehen, wenn es mit dem Wirtschaftswachstum vorbei ist?

Mit Wolfgang Clement, ehemaliger Bundesminister für Wirtschaft und Arbeit
Bernhard Emunds, Professor für Christliche Gesellschaftsethik und Sozialphilosophie
Meinhard Miegel, Sozialwissenschaftler, „Denkwerk Zukunft. Stiftung kulturelle Erneuerung", Bonn.

Gesprächsleitung: Ursula Nusser (SWR2)

Freitag, 23. März 2012, Konstanz, Konzil. Beginn um 20 Uhr. Eintritt frei.

SWR2 sendet das Konstanzer Konzilgespräch in der Sendung „SWR2 Forum" am Montag, 26. März 2012, 17.05 Uhr

Konzilgespräch