Klosterleben zur Konzilszeit

Armenfürsorge, Erhalt der Stadtmauer, Bildungs- und Kulturstätte – Klöster hatten im Mittelalter zahlreiche Funktionen inne. Während des Konstanzer Konzils stand noch eine weitere Aufgabe im Mittelpunkt: Die Beherbergung von Geistlichen und Pilgern

Auch Adlige nahmen die Gastfreundschaft der Konstanzer Klöster in Anspruch. König Sigismund, der im Gegensatz zum Papst in Konstanz über keine feste Bleibe verfügte, wechselte mehrmals das Quartier: Mit seinen rauffreudigen ungarischen Reitern ließ er sich im rechtsrheinischen Kloster Petershausen nieder, später wohnte er im Augustinerkloster. Hier wurde ihm sogar ein eigenes Haus innerhalb des Klosters zur Verfügung gestellt. An „das hus, das man nempt kung Sigmund hus“ erinnert allerdings heute nur noch die „Sigismundstraße“.

Neben der Bischofspfalz, dem Münster und der Stephanskirche, in der während des Konzils dreimal wöchentlich das päpstliche Gericht tagte, entwickelten sich die Konstanzer Bettelklöster zu zentralen Orten des Geschehens. Vor den großen Konzilsversammlungen im Münster tagten die Teilnehmer in ihren jeweiligen Nationen: Das Franziskanerkloster am St.-Stephansplatz war Beratungsstätte für die englische und die deutsche Nation. Eine Tafel am Kapitelhaus des Dominikanerklosters erinnert noch heute an die französische Nation, die hier neben der italienischen Nation im heutigen Inselhotel tagte. Nach der Ankunft der Spanier 1417 versammelten sich diese bei den Augustin-Eremiten.

Mitglieder von Orden, die nicht in Konstanz ansässig waren, mussten ihren Aufenthalt in der Konzilstadt teuer bezahlen. So finanzierten sämtliche Karmeliterklöster noch sechs Jahre nach Beendigung des Konzils die Übernachtungskosten des aus Südfrankreich angereiste Karmeliters Johannes Grossi. Der Einzug der Antoniter scheint die Aufmerksamkeit des Konstanzer Chronisten Ulrich Richental geweckt zu haben: der Großmeister des Ordens ritt 1414 in Konstanz ein, seine 32 Pferde fanden alle Quartier im stattlichen Haus der Antoniter am Rinderporter Tor. Für ihr karitatives Engagement bekannt sollen die Antoniter sogar den Arztdienst am Papsthof geleistet haben.

Für die Unterbringung der unzähligen Teilnehmer erwies sich die hohe Klösterdichte in der Konzilstadt von großem Vorteil. Dem im 10. Jahrhundert gegründeten Benediktinerkloster Petershausen folgten im 13. Jahrhundert die Ansiedelungen der Dominikaner, Franziskaner und Augustin-Eremiten. Auch Frauenklöster folgten. Das Augustinerkloster, von dem heute nur noch die Dreifaltigkeitskirche vorhanden ist, und das Franziskanerkloster am Stephansplatz lagen direkt an der Stadtmauer. Zu den klösterlichen Aufgaben gehörte deshalb auch der Erhalt der Mauer, die zugleich Kloster- und Stadtmauer war.

Die zahlreichen Klöster in Konstanz haben die Jahrhunderte nicht überdauert. Die Gebäude stehen noch, in ihnen wird heute noch immer Wissen bewahrt und weitergegeben, getagt oder übernachtet – allerdings nicht mehr unter kirchlicher Trägerschaft. Einzig das 1257 gegründete Kloster Zoffingen hat die Jahrhunderte überdauert. Von der Säkularisation blieben die Dominikanerinnen verschont, da sie sich seit 1775 dem Schuldienst widmeten und die erste Schule für Mädchen in Konstanz führten. Seit 1926 ist die Mädchenschule Zoffingen staatlich anerkannt. In ihrem Klosterladen in der Brückengasse sind die Schwestern aber weiterhin aktiv.

Inselhotel, ehemals Dominikanerkloster

 

St.-Stephansplatz Konstanz

 

Klosterladen in der Brückengasse 15