Die Brezel und das Konstanzer Konzil

Wie viele Brezeln haben Sie wohl schon in Ihrem Leben gegessen? Allein im Büro der Konzilstadt Konstanz verdrücken wir jährlich an die 450 Brezeln. Doch woher kommt sie denn überhaupt? Und wer ist auf die Idee gekommen, ein Brötchen so eigentümlich kunstvoll zu verschlingen?

Es gibt beinahe so viele Mythen und Sagen über die Herkunft der Brezel wie Orte, an denen sie verkauft und gegessen wird. Die bekannteste ist wohl die des Bad Uracher Hofbäckers Frieder: Bei seinem Grafen in Ungnade gefallen, wurde er in den Kerker geworfen und zu Tode verurteilt. Allerdings war er ein sehr geschickter Bäcker und der Graf wollte nur ungern auf seine köstlichen Gebäckvarianten verzichten. Er stellte Frieder deswegen eine Aufgabe, die ihn, wenn er sie löste, vor der Strafe bewahren würde. Sie bestand darin, ein Gebäck zu backen, durch das dreimal die Sonne scheinen sollte und dem Grafen besser schmeckte als alles andere, was er davor probiert hatte. Das Ergebnis war eine Brezel. Ihre Form verdankte sie Frieders Frau, die mit vor der Brust verschränkten Armen neben dem Kerker stand und verzweifelt darauf wartete, dass ihr Mann das Rätsel lösen würde. Durch einen unglücklichen Zufall fiel das fast fertige Gebäckstück in einen Eimer Lauge. Völlig unerwartet war der Graf jedoch begeistert über diese ganz neue Gebäckkreation und entließ seinen Hofbäcker in die Freiheit.

Ob sie aus Frankreich oder von der Reichenau stammen - fast alle Legenden führen die Form der Brezel auf das Aussehen verschränkter Arme zurück. Der Name "Brezel" stammt deswegen ab vom lateinischen Wort „bracchia", was übersetzt „Ärmchen" bedeutet.

So vielseitig die Geschichten über die Herkunft der Brezel auch sein mögen, Tatsache ist, dass sie schon im Mittelalter gegessen wurde und sowohl religiöse als auch alltägliche Bedeutung hatte. Die Brezel galt bereits im 14. Jahrhundert als Zunftzeichen der Bäcker und schon damals waren Brezeln ein beliebtes Mittel, um eine große Anzahl hungriger Menschen schnell und einfach zu versorgen. Zum Beispiel die Besucher des Konstanzer Konzils: In der Richental-Chronik sind Abbildungen von fahrbaren, auf Holzkarren angebrachten Öfen zu sehen. Die Bäcker verkaufen nicht nur Brot, sondern auch Brezeln. Im Hintergrund des Bildes kann man zwei große, über einer Tür hängende Brezeln erkennen. Richental beschreibt sie als herzförmig. Ob sie als Glücksbringer gebacken wurden, um das Gelingen des Konzils zu beschwören?

Ob die Konzilsbesucher jeden Tag Brezeln aßen, so wie wir das heute tun können, ist fraglich. Denn bis zum 18. Jahrhundert wurden Brezeln, um Brennholz und Arbeitsaufwand zu sparen, eigentlich nur in den 40 Tagen vor Ostern gebacken. Damit verbunden war der Brauch der Fastenbrezeln, die nicht in Lauge, sondern in Wasser getaucht wurden. Auch die vor allem in Baden bekannten Neujahrsbrezeln aus Hefeteig sind ein überlieferter Brezelbrauch. (jr)

Wir haben ein Rezept zum Nachbacken für Sie – vielleicht gelingt Ihnen ja ein herzförmiges Exemplar?

Alles Bullen?