Erst im Spätmittelalter wurde die Stadt auch im Osten – zum See hin – vollständig durch eine Mauer geschützt. Diese wurde in die Flachwasserzone des Sees hinein gebaut, hinter ihr gab zur Stadt hin ein 14 m breiter Wassergraben zusätzlichen Schutz.

Wann genau wurde diese seeseitige Stadtmauer, die in den Abbildungen zur Chronik des Konstanzer Konzils von Ulrich von Richental bereits zu sehen ist, aber errichtet? Die Ausgrabungen der Jahre 2010 und 2011 am nördlichen Konzilsvorplatz gaben Antworten auf diese Frage.
Bei den Ausgrabungen wurde eine Holzpalisade dokumentiert, die in den Jahren 1221/22 im Wasser errichtet und um 1295 das letzte Mal ausgebessert wurde. Dieser Umstand kann nur bedeuten, dass die Stadtmauer zu diesem Zeitpunkt noch nicht stand.

Etwa 10 Meter weiter im See, auf der Höhe der Ostfassade des Konzilgebäudes, wurde eine von Süd nach Nord verlaufende Mauer erfasst: die Stadtmauer. Sie bog innerhalb der Untersuchungsfläche in Richtung Stadt ab, so dass eine Zufahrtsmöglichkeit für Boote und Schiffe und ein Zufluss für den stadtseitigen Wassergraben bestand. Diese Mauer war älter als das Konzilgebäude. Nach dem Bau der Stadtmauer schüttete man westlich davon eine Berme, einen horizontalen Absatz, der Standfestigkeit garantiert, auf einer Breite von etwa 10 m und einer Höhe von etwa 1,5 m an. Darin befand sich eine Holzstruktur, aus der zwei Hölzer Daten lieferten, beide für die Zeit um das Jahr 1340.

Somit kann der Bau der seeseitigen Stadtmauer nicht nur sicher vor dem Bau des Konzils im Jahr 1388 angesetzt, sondern sogar noch näher eingegrenzt werden, nämlich nach 1295 und vor 1340. (Caroline Bleckmann)

Foto: Regierungspräsidium Stuttgart, Landesamt für Denkmalpflege, Referat 85

Foto: Regierungspräsidium Stuttgart, Landesamt für Denkmalpflege, Referat 85