Es hat alle überrascht, als Papst Benedikt XVI. am 11. Februar die Niederlegung seines Amtes ankündigte. Mittlerweile ist er in den Ruhestand getreten und der neue Papst Franziskus ist bereits gewählt. 


Allzu oft kommen solche Rücktritte nicht vor. Neben dem Engelspapst Cölestin V., der 1294 zurücktrat, war auch Gregor XII. während des Konstanzer Konzils - anders als Johannes XXIII. und Benedikt XIII. - freiwillig zur Aufgabe seines Amtes bereit. Am 4. Juli 1415 ließ der bereits sehr greise Papst seinen Rücktritt erklären. Gregor gilt heute nach der offiziellen katholischen Geschichtsschreibung als rechtmäßiger Papst.


Nachdem Gregor zurückgetreten, Johannes aus Konstanz geflohen war und Benedikt 1417 abgesetzt wurde, war der Weg für die Papstwahl in Konstanz frei. Ulrich Richental hat das diese ausführlich beschrieben. Würde man sonst wissen wie das einstige Konklave genau abgelaufen ist? Vermutlich nicht...


Für die Wahl wurde das am See gelegene Kaufhaus auserkoren. Da die wahlberechtigten Kardinäle nur aus Frankreich, Spanien und Italien kamen, wurde beschlossen, sie durch Vertreter der fünf verhandelnden Nationen zu ergänzen. Dadurch wurde sichergestellt, dass der neue Papst überall anerkannt wurde. Am 8. November 1417 bezogen 53 Wähler ihre eigens dafür gebauten Zellen. Das Kaufhaus wurde mit hohen Balken abgesperrt. Dazu schrieb Ulrich Richental: „Das stůnd uff recht ains an dem andern, daz kainer mocht ain hand dar durch bieten, und als hoch als ain hoher raißspieß" (Buck: Chronik des Konstanzer Konzils, 2010, 104). Die Wähler waren vollkommen von der Außenwelt abgeschottet. Ähnlich wie dieses Jahr Anfang März in Rom diskutierten und entschieden sich die Wahlberechtigten zunächst für einen Wahlmodus. Erst am zweiten Tag kam es zum ersten Wahlgang. Kein Kandidat bekam jedoch die – übrigens bis heute - nötige Zweidrittel- mehrheit. Der zweite Wahlgang am dritten Tag entschied letztlich die Wahl: Kardinal Oddo di Colonna, der sich fortan Martin V. nannte, erhielt Stimmen aus allen Lagern, erreichte aber nicht sofort die Zweidrittelmehrheit. Einige der Wähler änderten ihre Abstimmung nachträglich zugunsten von di Colonna und ebneten so den Weg für den neuen Papst. Abschließend erfolgte die einstimmige formelle Wahl.


Damals wie heute fand die Wahl unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt und unterlag gewissen Regeln. Doch wie kam Richental trotz der Geheimhaltung an seine Informationen? Er erhielt diese vom Notar des Erzbischofs von Gnesen, der im Konklave anwesend war. Auch in unserer heutigen Zeit kommt es vor, dass Kardinäle, trotz ihres Eides nichts an die Öffentlichkeit zu tragen, von den internen Vorgängen einer Papstwahl erzählen.


Die Verkündigung der erfolgreichen Wahl hat sich immer wieder verändert: Heute werden die Stimmzettel mit trockenem Stroh verbrannt und mit Hilfe von Pyrotechnik steigt dann weißer Rauch aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle auf. 1417 verkündigte eine Prozession den erfolgreichen Ausgang der Wahl. Laut Richental wussten die Konstanzer aber schon davor Bescheid. Er berichtet, dass sich während der gesamten drei Tage der Wahl kein einziger Vogel auf das Dach des Kaufhauses traute. Erst als der Papst schließlich auserwählt war, kamen dort nach und nach wieder viele kleine Singvögel zusammen.

Der Konstanzer Historiker Henry Gerlach hat sich in einem Aufsatz ganz detailliert der Papswahl 1417 gewidmet.