Von Hochzeiten und Todesfällen

Festtage wie Taufe, Hochzeit und Beerdigung waren Wendepunkte im Leben des mittelalterlichen Menschen, während religiöse Feste im Jahreskreis immer wiederkehrten. Daher wurden sie auch mit einem großen Aufwand und übermäßig hohen Ausgaben gefeiert.

Die Taufe - Der Beginn des christlichen Lebens

Die mittelalterliche Taufpraxis entsprach in vielem der heutigen. Der Täufling wurde mit Wasser übergossen und mit Öl gesalbt. Auch Taufpaten gab es bereits. Die Anzahl war jedoch nicht zwingend auf zwei beschränkt, wie es heute in der katholischen Kirche der Fall ist, so dass es durchaus zu einem großen Aufgebot an Paten kommen konnte.

Die Hochzeit – Drum prüfe, wer sich ewig bindet

Richental berichtet in seiner Chronik von Hochzeiten. Das Zeugnis einer Hochzeit, die während des Konzils für großes Aufsehen gesorgt haben muss, kann man heute auf der Fassade des Hohen Hauses betrachten. Dort ist der Hochzeitszug einer Markgrafentochter von 1418 dargestellt. Sollte dessen Prunk die Stadtbevölkerung nicht begeistert haeben, dann taten es sicher die teilnehmenden Persönlichkeiten, unter anderem König Sigismund.

Die zentrale Handlung der Trauung bestand im Mittelalter aus dem Ineinanderlegen der Hände und der Willenserklärung. Darüber hinaus tauschte man Ringe aus, seit 1462 ist der Begriff „Ringfinger" belegt. Doch im Gegensatz zu heute trug die Braut kein weißes Kleid. Ein Priester war für die Trauung ebenfalls nicht unbedingt von Nöten. Diese konnte auch von einem Laien durchgeführt werden. Es war üblich sich zuerst das Eheversprechen zu geben, die Ehe zu vollziehen und erst am nächsten Morgen zur Messe zu gehen, um danach die Hochzeit mit Essen, Tanz und Musik zu feiern. Das ein oder andere Paar ließ den Kirchgang jedoch ausfallen und ging direkt zum Feiern über.

Die Beerdigung – Der letzte Gang des Lebens

Bei einer Beerdigung wurde der Leichnam in Tücher gewickelt oder auf ein Brett gelegt. Die Feierlichkeiten bestanden aus Messe, Beerdigung und anschließendem Leichenschmaus.Die Beerdigung von Würdenträgern wurde spektakulär ausgestaltet und man verwendete einen Sarg anstelle von Brett und Tüchern. Richental berichtet in seiner Chronik über mehrere Beerdigungen hochstehender Persönlichkeiten. Besonders herausragend ist dabei die Bestattung des Kardinals Landulf von Bari. Wie für eine hochstehende Persönlichkeit üblich wurde er nicht auf dem Friedhof sondern in einer Kirche beigesetzt. Diese wurde für die Feierlichkeiten reich geschmückt. Es gab unzählige Kerzen, denn der verschwenderische Umgang mit Wachs zeigte den Wohlstand des Toten. Anstelle einer einfachen Aufbahrung konstruierte man eine riesige Hütte vor dem Altar, die goldene Tücher, Insignien des Kardinals und die wächserne Nachbildung eines Kelches enthielt.
Würdenträger erhielten darüber hinaus für gewöhnlich noch einen Leichenzug durch die ganze Stadt an dem sowohl weltliche als auch geistliche Würdenträger teilnahmen.
Laut Richental kosteten Bestattung und Feierlichkeiten Landulfs 1500 Dukaten. Im Vergleich dazu verdiente der Baumeister des Kaufhauses am Hafen jährlich 40, Oswald von Wolkenstein in seiner Anstellung bei König Sigismund 300 Dukaten.