Die Attraktion des Rittertunieres

Ein mittelalterliches Ritterturnier war mehr als nur ein Wettkampf. Es war ein gesellschaftliches Ereignis, das mehrere Tage andauerte und mit einem unterhaltsamen Rahmenprogramm, großen Festtafeln und Tänzen lockte. Als die Stadt Schaffhausen am Fastnachtdienstag 1436 zum Turnier einlud, reisten mehrere hundert Kämpfer und Schaulustige aus ganz Europa an und mit ihnen zog es auch zahlreiche Damen und Spielleute in die Stadt.

Die typisch mittelalterliche Turnierform entstand gegen Ende des 11. Jahrhunderts in Frankreich. Teilnehmen durften zunächst nur Ritter, die von allen vier Ahnenlinien her adeligen Geschlechts waren. Oft waren ritterliche Turniere in andere Festlichkeiten eingebettet und bildeten deren Höhepunkte. Ursprünglich standen sich in den nachgeahmten Schlachten zahlreiche Kämpfer gegenüber. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts entstand die bekanntere Turnierform, bei der sich mit Lanzen bewaffnete Ritter in Einzelkämpfen, den sogenannten „Tjoste", gegenseitig angriffen.

Der Turniersieger wurde als Held gefeiert und gewann generell nicht, wie Dichtungen gerne darstellten, die Hand einer Prinzessin, sondern einen vorher ausgeschrieben Preis, sowie einige der Besitztümer des Besiegten.

Auch in Konstanz wurden während des Konzils unter König Sigismund zahlreiche Turniere veranstaltet. Ein solches „Gesteche" hat am 12. Februar 1415 auf dem oberen Münsterhof stattgefunden. Es strömten so viele Zuschauer herbei und rangen um die besten Plätze auf den umliegenden Hausdächern, dass eines der Häuser einstürzte. Mehrere Tote waren zu beklagen. Ein anderer tragischer Todesfall leitete das Ende der Turnierbegeisterung ein: 1559 wurde der französische König Heinrich II. von der Lanze des Kapitäns seiner eigenen Leibgarde durchbohrt. Kaum ein anderes Turnier hatte so weitreichende politische Folgen.

Ritterturniere kennt man heutzutage lediglich noch aus Überlieferungen oder von Mittelaltermärkten. Heute wie schon vor über 600 Jahren stellen sie eine spannende Besucherattraktion dar. Auch in unserer Partnerstadt Tàbor finden regelmäßig solche Turniere statt. Mehr über mittelalterliche Turnierkämpfe erfahren Sie ab dem 10. April 2014 im Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen. Neben der Ausstellung zum spätmittelalterlichen Turnierwesen erwartet Sie im Juli ein reales Ritterturnier auf dem Schaffhausener Herrenacker.