AKTUELLES

Wer brachte was wohin?

Gleich an vier Tagen der Woche kann man heute in Konstanz seine Lebensmittel ganz frisch auf dem Markt erstehen: Dienstags und freitags auf dem St. Stephansplatz sowie mittwochs und samstags auf dem Gebhardplatz. Auch vor 600 Jahren war der Marktplatz einer der wichtigsten Orte in der Stadt. Hier fand an festgelegten Wochentagen der lokale und regionale Handel statt, ausführliche Vorschriften regelten bereits formale Dinge wie beispielsweise die Marktzeiten. Straßennamen und Bezeichnungen von Plätzen wie ‚Marktstätte' oder ‚Fischmarkt' lassen heute noch Rückschlüsse auf die ehemaligen Orte des Marktgeschehens zu.

Gewerbetreibende, Bauern und Handwerker versorgten die Märkte mit Produkten, die sie selbst vor Ort produzierten und oft auch mit mehr. Die Händler und Kaufleute des Mittelalters standen oftmals in einer Familientradition. Sofern sie Kleinhandel betrieben, wurden sie als Krämer bezeichnet, wovon sich der heutige Begriff „Kram" ableiten lässt. Auf den Märkten sowie auf Messen und an den Stapelplätzen deckte der Kaufmann sich mit Waren ein oder importierte sie sogar selbst und konnte so an anderer Stelle ein umfangreiches Sortiment feilbieten. Der Kleinhandel nahm im mittelalterlichen Handelssystem also neben dem Fernhandel eine sehr wichtige Rolle ein.

Der internationale Fernhandel spielte sich im 12. und 13. Jahrhundert vor allem am Stadtrand oder außerhalb der Stadt auf Messen und Jahrmärkten ab. Die bekanntesten mittelalterlichen Messen waren diejenigen in der Champagne, vor allem in den Orten Lagny, Provins, Troyes und Bar-sur-Aubem, die auch als Champagnemessen bezeichnet werden. Diese behaupteten sich bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts als Märkte von europäischer Bedeutung. Erst im Spätmittelalter wurden sie von Messen in Chalon-sur-Saône, Genf und Lyon abgelöst. Gehandelt wurde dort alles, was beweglich und vor allem verfügbar war und sich vom Verkäufer zum Käufer transportieren ließ: Getreide, Gewürze, Felle, Honig, Wachs, Stoffe, Salz, Wolle, Edelmetalle, Metalle, Bernstein, Seide, und vieles mehr

Die Wege und Verkehrsmittel der Händler waren im Übrigen oft dieselben, die auch von Reisenden und Pilgern genutzt wurden. Mitunter lassen sie sich auch gar nicht so klar voneinander trennen, befanden sich viele Händler doch über lange Zeiten hinweg auf Reisen und handelten Reisende doch mitunter die Gegenstände, die sie mit sich führten, um ihre Reisekosten zu decken. Auch Konstanz war Handelsstadt und gleichzeitig Station auf dem Weg der Jakobspilger. Noch heute führt eine Route des Weges durch die Bodenseestadt.