600 Jahre nach dem Konzil treffen sich König Sigismund und der griechische Gelehrte Manuel Chrysoloras in Konstanz wieder und gehen gemeinsam durch die Stadt. Sie unterhalten sich über Gegenwart und Vergangenheit, Relevanz und Auswirkungen des Konzils, das Verhältnis zwischen Ost und West, über Religion und Politik, aber auch über Privates, Liebe und Tod. Vor dem Hintergrund des heutigen Konstanz wird so die Zeit des Konzils lebendig. In dem Gespräch zeigen sich die unterschiedlichen Sichtweisen von König und Gelehrtem, die zeitlosen Widersprüche zwischen Macht und Wissen, Herrschaft und Religion, Wirklichkeit und Ideal. Die beiden Protagonisten sind sich tatsächlich begegnet. Chrysoloras nahm als byzantinischer Gesandter am Konstanzer Konzil teil und starb hier 1415. Seine spätere Grabinschrift befindet sich im heutigen Bischofszimmer des Inselhotels.

Der Stadtspaziergang ist als kurzweilige Hörspiel-App mit praktischem Stadtplan im App Store und bei Google Play kostenlos erhältlich. So kann der Besucher an zehn Stationen in Konstanz insgesamt eine Stunde lang ganz bequem dem fiktiven Gespräch der beiden Zeitreisenden lauschen.

 

C: Manuel Chrysoloras
S: König Sigismund

C: Ihr habt Konstanz verlassen, um Benedikt zur Abdankung zu zwingen.
S: Wenn der Papst nicht zum König kommen will, muss der König zum Papst gehen. Und ich kehrte ja auch wieder an das Konzil zurück.
C: Nach anderthalb Jahren.
S: Was hätte ich hier tun sollen, während die Kardinäle tagten?
C: In Eurer Abwesenheit wurden ihre Argumente immer spitzfindiger, ihr Neid immer giftiger, und die Stadt wurde zu einem Jahrmarkt. Gaukler und Quacksalber trieben sich auf den Märkten herum, Banden von Bettlern drängten sich vor den Kirchen, und das Gekreisch der Dirnen klang von jeder Straßenecke.
S: Ich weiß, ich weiß. Der brave Ritter von Wolkenstein hat das alles besungen, und die Leute lachen bis heute darüber.
C: Nicht nur in den Freudenhäusern wurden die Preise unbezahlbar. Auch Brot und Wein wurden immer teurer. In jedem Winkel, jeder Ecke hauste einer und in manchen Gassen lag der Unrat kniehoch. Ratten und Hunde tummelten sich darin und fast jeden Tag fischten sie einen Toten aus dem See.
S: Große Ereignisse werfen Schatten, und schau dir die Gassen heute an: Der Unrat ist verschwunden, die Toten sind vergessen, aber die Stadt feiert noch immer das Konzil von Konstanz.