Münster und Münsterplatz verwandeln sich erneut in die schönste Kulisse der Stadt. Ab 24. Juni ist Umberto Ecos Klassiker „Der Name der Rose" open air zu erleben. Ab 30. Juli gibt es dann ein Wiedersehen mit dem Konzilstück "Konstanz am Meer. Ein Himmelstheater". Beide Inszenierungen werden von der Baden-Württemberg Stiftung gefördert.

„Der Name der Rose"

Es wurde eine imposante Freilichtbühne geschaffen, im Zentrum jedoch stehen die Figuren – all jene individuellen Mönchsgestalten, denen das Ensemble ein Gesicht, eine Gestalt und eine Stimme gibt. Und auch dieses Mal sind viele Konstanzer als Statisten dabei, womit die Tradition des „Bürgertheaters" fortgeführt wird.

Herbert Olschok führt Regie und antwortet auf die Frage, wie man, um Gottes Willen, Ecos Roman bühnenreif macht: „Es geht darum, die Quintessenz des Romans auf die Bühne zu bringen". Der Roman ist (analog zu den sieben Posaunen der biblischen Apokalypse) in sieben Tage unterteilt und voller philosophischer, theologischer, historischer, zeitgenössischer und literarischer Anspielungen und Zitate.

Im Zentrum steht mit William von Baskerville ein englischer Franziskanermönch, der in einer italienischen Abtei eine heikle politische Mission durchführen soll. Zusammen mit seinem jungen Adlatus Adson von Melk gerät er dabei in einen Strudel krimineller Ereignisse und rätselhafter Vorfälle. Dabei dringt er immer tiefer in ein geheimnisvolles Labyrinth vor, über das der blinde Seher Jorge von Burgos herrscht. „Das Geniale des Stückes beruht darauf, dass Eco in die Kriminalgeschichte so viel eingebunden hat, das ist eine Fundgrube der Bildung, des Wissens, er hatte Humor und er hat sinnlich erzählt", so Regisseur Herbert Olschok.

Die Abtei verfügt über die größte Bibliothek der christlichen Welt, über Wissen, das geheim gehalten werden soll, um die Macht der Kirche nicht zu gefährden. Das am besten gehütete Geheimnis ist das zweite Buch der Poetik des Aristoteles, das von der Komödie handelt, von Humor und vom Lachen. Wie das Wissen will Jorge von Burgos auch das Lachen unterdrücken. Denn das „Lachen vernichtet die Angst" und gerade die Angst der Menschen ist das stärkste Machtmittel der Kirche in der damaligen Zeit. Im Buch fragt William den Jorge: „Aber was schreckt dich so sehr an dieser Abhandlung über das Lachen? Du schaffst das Lachen doch nicht aus der Welt, indem du dieses Buch aus der Welt schaffst." Und Jorge antwortet: „Nein, gewiss nicht. Das Lachen ist die Schwäche, die Hinfälligkeit und Verderbtheit unseres Fleisches. Es ist die Kurzweil des Bauern, die Ausschweifung des Betrunkenen... Aus diesem Buch könnten verderbte Köpfe wie deiner den äußersten Schluss ziehen, dass im Lachen die höchste Vollendung des Menschen liege. ... Doch das Gesetz verschafft sich Geltung mit Hilfe der Angst, deren wahrer Name Gottesfurcht ist. Und aus diesem Buch könnte leicht der luziferische Funke aufspringen, den die ganze Welt in einen neuen Brand stecken würde, und dann würde das Lachen zu einer neuen Kunst, zur Kunst der Vernichtung von Angst."
Genau hier liegt die Aktualität von Ecos Text. In unserer Welt existieren noch immer fundamentalistische Gegner des Humors. Durch Angst herrschen Diktatoren aller Art, durch Angst herrschen Extremisten jeglicher Couleur. Sie hassen nichts mehr als die subversive Kraft des Humors. Damals wie heute nimmt das Lachen den Menschen die Angst oder verkleinert sie zumindest. Mit Humor und Satire können Missstände aufgedeckt und Wissenslücken geschlossen werden.

Der Titel „Der Name der Rose" bedeutet übrigens laut Umberto Eco nichts Besonderes. Er sei so vielfältig, dass er den Leser in alle Richtungen schicke. Und wie der Leser ein Buch weiter spinnen kann, so darf auch der Theaterbesucher ganz individuelle Eindrücke aus seiner Inszenierung mitnehmen, so der Regisseur. Und eines wird Herbert Olschok ganz gewiss beachten, das 11. Gebot von Billy Wilder: „Du sollst nicht langweilen".

Mit Ursula Rosamaria Gottert, Sylvana Schneider, Ralf Beckord, Thomas Ecke, Otto Edelmann, Axel Julius Fündeling, Sebastian Haase, Julian Härtner, Odo Jergitsch, Arlen Konietz, Frank Lettenewitsch, Georg Melich, Jonas Pätzold, Peter Posniak, André Rohde sowie eine Vielzahl an Konstanzer Statisten

 

Weitere Vorstellungen
27./28./29./30. Juni jeweils 19 Uhr
02./03./04./05. Juli jeweils 19 Uhr
06./07. Juli jeweils 17 Uhr
08./09. Juli jeweils 19 Uhr
10. Juli um 15 Uhr
12./13./14./15./17./19./20./21./22./23./24. Juli jeweils 19 Uhr

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Bild: © Foto Theater Konstanz/Ilja Mess