Bist du Christ oder Christin? Muslima oder Muslim? Oder Jude oder Jüdin? Und deine Freunde? Deine Nachbarn? Heute ist es ganz normal, dass wir alle zusammenleben, gemeinsam in die Schule gehen und dieselben Rechte haben. In allen Religionen wird gerne gefeiert – auch schon zur Konzilzeit. Drei Kinder aus der Zeit des Konstanzer Konzils erzählen etwas über eines ihrer religiösen Feste:

Maria feiert Fronleichnam:

Also wir sind Christen. So wie die ganzen Menschen, die gerade zum Konzil in Konstanz sind. Vor ein paar Wochen, an Fronleichnam, das ist ein ganz wichtiger Feiertag, da sind wir alle zusammen durch die Stadt gezogen. Bei dem Fest erinnern wir an die Anwesenheit von Jesus. Zuerst geht man in die Kirche zu einem Gottesdienst und dann kommt so eine Prozession, wo alle zusammen hintereinander her durch die Stadt laufen. Ganz vorne laufen die Priester und Bischöfe und wir normalen Leute dann hinterher. Manchmal werden Lieder gesungen und alles ist ganz feierlich.

Samuel feiert Rosch ha-Schana:

Ja, stimmt, das hab' ich gesehen! Wir Juden sind bei dem Konzil auch feierlich zum neuen Papst gezogen, damit der unsere Rechte bestätigt. Weil wir ja im Vergleich zu den Christen nur so wenige sind, muss der Papst uns diese Rechte erlauben.
Na ja, und Feste feiern wir auch. Zum Beispiel Rosch ha-Schana, das ist unser Neujahrsfest. Meistens ist es im September oder Oktober. Es ist ein Fest der Freude und der Ehrerbietung gegenüber Gott. Wir gehen erst in die Synagoge und dann wird zu Hause ein Festessen veranstaltet. Da gibt es immer die leckersten Sachen! Und wir blasen die Schofar. Das ist ein hohles Widderhorn und wenn man da reinbläst, dann verspricht man damit, dass man sich im neuen Jahr immer gut und richtig verhalten wird.

Mohammed feiert Id al-Adha (Opferfest):

Mhm... So ein leckeres Essen könnte ich jetzt auch vertragen! Sowas gibt es bei uns Muslimen im Moment, wo mein Bruder und ich als Pferdeknechte im Gefolge der spanischen Konzilsgesandten hier in Konstanz sind, nicht so oft. Aber zu Hause in Spanien, da schon. Beim Opferfest zum Beispiel. Da gibt es so köstliches Essen! Das ist unser wichtigstes Fest. Auf Arabisch heißt das Id al-Adha. Dabei werden wir Muslime daran erinnert, Allah zu vertrauen. Und um daran zu erinnern, wie Abraham Gott vertraute, wird ein Tier geschlachtet. Das Fleisch wird dann zwischen der Familie, der Verwandtschaft und armen Menschen aufgeteilt, so dass jeder etwas hat. Wenn ich an den köstlichen Braten denke, läuft mir das Wasser im Mund zusammen...

Natürlich gibt es noch viele andere Religionen, die heute und auch zur Konzilzeit schon rund um die Welt ihre Feste feierten: Buddhisten zum Beispiel oder auch Tamilen. Kennst du vielleicht ein solches Fest? Dann schreib uns doch bis zum Ende der Sommerferien unter konziljubilaeum@konstanz.de und erzähl uns davon! Unter allen Einsendungen verlosen wir das Abenteuerbuch „Kaspar und die verschwundene Riechkugel“.

 

Bilder:
links: Zum christlichen Fronleichnamsfest gibt es oft eine Prozession. © Richental Chronik, Konstanzer Handschrift, Rosgartenmuseum Konstanz.
mittig: Beim jüdischen Neujahrsfest bläst man die Schofar, ein hohles Widderhorn.
rechts: So allerlei Botengänge waren als Pferdeknecht zu erledigen. © Richental Chronik, Handschrift St. Georgen 63, Badische Landesbibliothek Karlsruhe.