Gleich hier, im Kaufhaus am Hafen, dem heutigen „ Konzil", fand 1417 die einzige rechtmäßig anerkannte Papstwahl nördlich der Alpen statt. Außergewöhnlich war, dass nicht nur die Kardinäle – wie eigentlich vorgeschrieben – bei der Wahl beteiligt waren.

Nach Absetzung und Rücktritt der drei Päpste war der Weg frei für die Papstwahl. Die Diskussion um die Wahlordnung nahm großen Raum ein. Das ungewöhnliche am Wahlmodus war, dass neben den 23 Kardinälen auch 30 Vertreter der sogenannten „Nationes" abstimmungsberechtigt waren. So konnte der gewählte Papst mit einer europaweiten Unterstützung rechnen.

Geheime Einblicke

Am 08. November 1417 wurden die Papstwähler einzeln aus ihrer Herberge abgeholt, zur Messe ins Münster und danach ins Kaufhaus am Hafen, das als Konklavegebäude diente, geleitet. Jeder Wähler durfte bis zu zwei Begleiter, die Konklavisten, mit ins Kaufhaus nehmen und sich dort in einer der 56, extra dafür gebauten Zellen einrichten. Das Kaufhaus wurde verriegelt, Fenster vermauert. Zudem sorgte eine Wachmannschaft dafür, dass kein Kontakt zur Außenwelt möglich war.

Die Wahl erfolgte schriftlich, aber öffentlich. Im ersten Wahlgang am 10. November kam die nötige Zweidrittelmehrheit für keinen der Kandidaten zustande. Das Ergebnis des zweiten Wahlgangs am 11. November unterschied sich nur gering vom ersten. Dann aber begann der sogenannte „Akzeß": Immer mehr Wähler traten ihre Stimmen zugunsten des Italieners Oddo Colonna ab, so dass bereits kurz vor Mittag einstimmig ein neuer Papst gewählt war.

Habemus papam!

Nicht der heute bekannte weiße Rauch informierte die Konstanzer über die erfolgreiche Papstwahl. Tatsächlich öffnete sich ein Fenster des Gebäudes und das lange erwartete „Habemus papam" ertönte. Der Konzilchronist Ulrich Richental berichtet von unzähligen Singvögeln, die sich angeblich auf dem Dach des Kaufhauses niederließen und damit die Anwesenheit des Heiligen Geistes anzeigten.

Neben der Konstanzer Chronik sind auch Tagebucheinträge der Papstwähler oder Wahlprotokolle erhalten, so dass die heutige Informationslage über das eigentlich geheime Konklave doch erstaunlich gut ist.

Die Besonderheiten der Wahl in Konstanz, allem voran die Beteiligung der Nationes, die schlussendlich einstimmige Wahl und die Anwesenheit der gesamten Kirche, trugen dazu bei, dass Oddo Colonna als Einheitspapst Martin V. europaweit Anerkennung fand und die Kirchenspaltung nach 36 Jahren beendet war.