Nach dem Konzil ist vor dem Konzil: In Basel wurde 13 Jahre nach dem Konstanzer Konzil die nächste gesamteuropäische Kirchenversammlung eröffnet. Das Basler Konzil war zwar kirchenpolitisch weniger erfolgreich als sein Vorgänger, die Künste profitierten jedoch außerordentlich von dieser Zusammenkunft. Denn Basel entwickelte sich für kurze Zeit zum „Mittelpunkt der Christenheit“, wie es der italienische Humanist Enea Silvio Piccolomini formulierte. Mit den Konzilsteilnehmern gelangte ein enormes Kunstwissen in die Rheinstadt. Dies gilt als ein Grund, weshalb während des Basler Konzils – dem Basiliense – zahlreiche Werke geschaffen wurden, die Kenntnisse von Malerei und Skulptur verschiedenster Regionen bedingten. Hervorgegangen ist daraus eine Art polyphoner Klang der europäischen Kunst an der Schwelle vom Mittelalter zur Renaissance.

Jana Lucas zeichnet in ihrem Buch ein lebendiges Bild des künstlerischen Austauschs im Kontext des Basler Konzils und bietet damit erstmals eine umfassende Zusammenschau des Kunstgeschehens im konziliaren Basel. Die Stadt tritt als eine Art Scharnier der bedeutenden Kunstzentren Europas am Beginn der Renaissance hervor. Zugleich betont die Autorin den eminent eigenständigen Charakter der oberrheinischen Künstler, allen voran des Malers Konrad Witz. Ihm und seinen Zeitgenossen gelang es, sich die auf verschiedenen Wegen in die Konzilstadt Basel gekommenen künstlerischen Anregungen und Innovationen zu einem eigenem Ausdruck umzuformen.

Die Autorin analysiert zahlreiche Bildsujets und stilistische Charakteristika, um damit die Bedeutung von immateriellen – mündlichen – Vermittlungsprozessen sowie von mobilen Bildträgern für die Tradierung von Bildwissen herauszustellen. Untersucht werden unter anderem der Genfer Altar und der Heilsspiegelaltar von Konrad Witz sowie das Ambraser Hofjagdspiel aus der Werkstatt Witz’. Weiterhin stehen eine Vatizinienhandschrift aus der Basler Universitätsbibliothek, Miniaturen aus Messbüchern, Bibeln und profane Handschriften und Siegel als Bildträger ebenso im Mittelpunkt wie die literarischen Stadtbeschreibungen Basels von Enea Silvio Piccolomini.

Für alle, die sich ein Bild über die Kunst im spätmittelalterlichen Basel zur Zeit des dortigen Konzils machen wollen, hält das Buch zahlreiche farbige Abbildungen bereit.

Jana Lucas
Europa in Basel
Das Konzil von Basel (1431-1449) als Laboratorium der Kunst
2017. 504 Seiten, 172 Abbildungen in Farbe. Gebunden.
€ (D) 98.-/ sFr. 98.-
ISBN 978-3-7965-3575-8

Buchcover © Schwabe Verlag Basel