Die Konzilstadt Konstanz verabschiedet sich

In wenigen Tagen ist das Jubiläum „600 Jahre Konstanzer Konzil 2014 – 2018“ Geschichte. So wie das Konstanzer Konzil vor 600 Jahren hat es die Stadt, die Region und die Menschen bewegt, geprägt und verbunden. Das Konziljubiläum hat sich zu einem vielfältigen Mosaik entwickelt und Konstanzer sowie Gäste haben zahlreiche Steinchen verschiedenster Schattierung und Gestalt für sich entdecken können. Der Brückenschlag vom Gestern ins Heute hat gezeigt, wie wichtig Geschichte für unsere Gegenwart ist und dass das Konzil in Konstanz ein derart vielschichtiges Ereignis war, dass es auf die Geschichte Europas bis heute wirkt.

Das Jubiläum war nur möglich durch die Zusammenarbeit vieler Partner und Akteure. Die Vielfalt des Jubiläums spiegelt sich im breiten Spektrum der Partner wider: Kooperationen mit Vertretern der Kirchen, den Hochschulen, Tourismus- und Kulturinstitutionen in Konstanz, der Bodenseeregion und Europa prägten das Konziljubiläum. Konstanzer Partnerstädte wie auch viele andere europäische Städte und Regionen beteiligten sich am Jubiläumsprogramm. Ein gemeinsamer roter Faden sorgte für eine umfangreiche und bunte Angebotsvielfalt und bereicherte das kulturelle und touristische Angebot. Das Motto „Europa zu Gast in Konstanz“ wurde durch grenz- und länderübergreifende Kooperationen gelebt – Konstanz hat gezeigt, dass es nach wie vor ein Ort für europäische Begegnungen, Dialoge und Impulse ist.

Das Jubiläum in Zahlen

In 1.580 Tagen wurden rund 400 Projekte in mehr als 900 Veranstaltungen umgesetzt. Der Thurgau hat über 40 dieser Projekte realisiert. Die Konzilstadt Konstanz selbst ist bei 85 Projekten als federführende Veranstalterin aufgetreten, bei 88 war sie Kooperationspartnerin – diese Zahlen zeigen, wie wertvoll die Zusammenarbeit mit Partnern war. Publikumsmagnete waren die Ausstellungen: Die Große Landesausstellung des Badischen Landesmuseums, die im Jahr 2014 131.000 Menschen im Konzilgebäude besucht haben, Konstanz um 1414. Städtischer Alltag zur Zeit des Konzils im Rosgartenmuseum, die Playmobil-Ausstellung Voll bis unters Dach im Archäologischen Landesmuseums, die neu überarbeitete Dauerausstellung im Hus-Haus oder Meeting Point im Stadtraum. Am großen Martinsumzug zum Jubiläum der Papstwahl 2017 nahmen 3.500 Kindergartenkinder inklusive Eltern und Geschwister teil. Die überregionale Berichterstattung zog sich durch sämtliche Medien in Print, Online und Rundfunk. Zahlreiche Film- und Fernsehproduktionen haben das Konstanzer Konzil und das Jubiläum aufgegriffen, u.a. der SWR, ARTE, die ARD oder 3Sat. Im Tourismus war ein deutlicher Anstieg spürbar – ebenso bei den Stadtführungen das Interesse an Führungen zum Konstanzer Konzil.

600 Jahre Konstanzer Konzil – Ein Jubiläum für alle

Begonnen hat das Jubiläum Ende 2013 mit einem fulminanten Paukenschlag: Der Auftakt Ad Pacem in der italienischen Stadt Lodi brachte im Dezember Konstanzer mit Bürgern der Partnerstadt für ein großes Fest zusammen. Das erste Jubiläumsjahr 2014, das „Jahr der europäischen Begegnungen“, war König Sigismund gewidmet. Herausragende Projekte in diesem Jahr waren die Große Landesausstellung Das Konstanzer Konzil 1414 – 1418. Weltereignis des Mittelalters, aber auch die in den folgenden Jahren wiederkehrende HandWerkStadt, die aktuelles Handwerk in seiner langen Tradition vorstellte. Der Nachbau eines fahrbaren mittelalterlichen Backofens durch das Archäologische Landesmuseum begeisterte auf der Konzilmole. Die 300 Meter lange Sigismundtafel im Tägermoos mit rund 1.000 Gästen lud zum grenzüberschreitenden Begegnungsfest bei mitgebrachten Speisen und Getränken ein.

Das „Jahr der Gerechtigkeit“ 2015 würdigte den tschechischen Theologen und Reformer Jan Hus. Internationale und ökumenische Gedenkveranstaltungen regten die Auseinandersetzung mit Themen wie Toleranz, Umgang mit Andersgläubigen sowie Werten und ihrem Wandel an. Zum 600. Todestag von Hus fand ein großes Gedenkwochenende mit vielfältigem Programm statt. Daneben verwandelten zeitgenössische Kunstwerke der Ausstellung Meeting Point den Konstanzer Stadtraum in eine kreative Freilichtgalerie. Das Musikfestival Europäische Avantgarde um 1400, das sich als Reihe durch alle Jubiläumsjahre zog, hat mit internationalen und hochkarätigen Ensembles Musik aus der Konzilzeit zum Erklingen gebracht. 

2016 war mit Imperia dem „Lebendigen Mittelalter“ gewidmet. Mit dem Filmfestival Horizontale wurde, ganz im Zeichen der Imperia, das Thema Prostitution beleuchtet. Im Mai lud der Ausflug ins Mittelalter auf dem Münsterplatz tausende Konstanzer Bürger, Touristen und Neugierige zur Reise in die Vergangenheit ein. 300 Teilnehmer aus der „Vereinigung der Städte mit hussitischer Geschichte und Tradition” schufen an diesem Wochenende in Konstanz mit vielen lokalen Gruppen eine einzigartige Mittelalteratmosphäre. Im Oktober erleuchteten die ILLUMINATIONEN die Konstanzer Altstadt. Das Videokunstprojekt inszenierte historische Machtspiele an acht ausgesuchten Orten als Lichtspiele.

Das „Jahr der Religionen“ 2017 stand unter der Schirmherrschaft von Martin V. – der Mann, der vor 600 Jahren in Konstanz zum Papst gewählt wurde. HABEMUS PAPAM! Das große Jubiläum der einzigen Papstwahl nördlich der Alpen lockte im November tausende Besucher und bot mit Martinsumzug, Festakt, Festgottesdient und dem Schauplatz Papstwahl im Konzilgebäude einen facettenreichen Einblick in die Geschehnisse von damals. Doch auch ein kleines Format hatte im Sommer durchschlagenden Erfolg: Der Konzil-Quickie. Was Sie schon immer über das Konzil wissen wollten lud zum sommerlichen Histotainment an die Konzil-Plattform im Gondelehafen ein. Expertinnen und Fachmänner aus Kunst, Kultur und Wissenschaft begeisterten in 30 Minuten mit Klatsch und Tratsch, Anekdoten und Kuriosem, nützlichem und unnützem Wissen aus der Konzilzeit. Die Verleihung des zweiten Konstanzer Konzilspreises im November durch Kardinal Marx im Konzilgebäude würdigte das umfassende europäische Engagement von Preisträger Prälat Dr. Klasvogt. Mit dem Preis zeichnet die Stadt Konstanz seit 2015 alle zwei Jahre Personen, Institutionen oder Initiativen aus, die sich in besonderer Weise für ein Europa der Begegnung einsetzen und einen Beitrag zum Dialog über Europa und seine Zukunft leisten. Das innovative und mehrfach preisgekrönte Projekt Europakonzil widmete sich unter der Anleitung Konstanzer Jugendlicher und Studierender zusammen mit Gleichaltrigen aus den fünf Konstanzer Partnerstädten der Gestaltung zukünftiger Städtepartnerschaften.

Das „Jahr der Kultur“ 2018 war mit dem Schirmherrn Oswald von Wolkenstein durch zwei große Leitprojekte bestimmt: Im März begeisterte das Literatur- und Musikfestival Minne meets Poetry Besucher und Besucherinnen für alte und aktuelle Lyrik. Im Juni und Juli bot LA JUIVE. Oper im Stadtraum musikalischen Hochgenuss. Während Opernhäuser weltweit Kulissen schaffen müssen, verwandelte die Konstanzer Inszenierung die Altstadt zur Bühne.

Im Rahmen des Jubiläums wurden insgesamt 19 Projekte durch den Kunstfonds Konzil gefördert, u.a. das Rheinrad, das integrative Projekt Ton- Taler-Teppich oder das Ensemble Wortörtlich mit seiner szenischen Lesungstrilogie. In Kooperation mit der Universität Konstanz fand regelmäßig eine gemeinsam konzipierte Ringvorlesung statt.

Das Jubiläum hat auch prominente Gäste angezogen: Die iranische Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi referierte 2014 im ausverkauften Konzilgebäude über den Frieden, die Freiheit und die Rechte der Frauen. Ihr folgten im Laufe der Jahre zwei weitere Friedensnobelpreisträger. Der damalige Bundespräsident Joachim Gauck war 2015 zu Gast in der Konzilstadt, ebenso wie der ehemalige Bundestagspräsident Norbert Lammert 2014. 2015 fand in Kooperation mit dem Staatsministerium die Kabinettssitzung des Landes Baden-Württemberg im Konzilgebäude statt.

Neben den vielen Veranstaltungen entstanden zahlreiche Publikationen und Produkte im Rahmen des Jubiläums. Wie auch die Homepage der Konzilstadt Konstanz, werden diese weiterhin zur Verfügung stehen.

Wir sagen Dankeschön für diese unvergessliche Zeit!

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