Mossén Borra – ein Freund des Königs?

Der Hofnarr aus Aragon gehörte zum engsten Kreis Sigismunds, der ihm vertraute. Doch gleichzeitig hielt Mossén Borra seinen spanischen Herren über die Geschehnisse vom Konzil auf dem Laufenden. Ein Spion im Narrenkostüm?

Nachdem Mossén Borra König Sigismund 1415 in Perpignan kennengelernt hatte, kam der Hofnarr im Gefolge des römisch-deutschen Königs nach Konstanz. Es gelang ihm, Sigismund, der gute Unterhaltung schätzte und auch nichts gegen derbere Scherze hatte, für sich zu gewinnen. Auch wenn neben Mossén Borra noch um die dreihundert andere Gaukler, Musiker und Sänger zum königlichen Hofstaat zählten, war das Verhältnis zwischen Sigismund und diesem Hofnarren ein besonderes. Als Vertrauter des Königs durfte er mit ihm sogar das Schlafzimmer teilen, sodass er immer an seiner Seite war und die wichtigsten Informationen bekam. Diese behielt er jedoch nicht für sich, sondern teilte sie seinem eigentlichen Herren Alfons V., dem König von Aragon, in Briefen vom Konstanzer Konzil mit. Mossén Borra war beispielsweise Augenzeuge des Mordanschlags auf Herzog Ludwig VII. von Bayern im Jahr 1417 und erlebte das Weihnachtsfest im selben Jahr im Münster mit, von dem er in einem der drei erhaltenen Briefe an den König von Aragon ausführlich berichtet. Trotz seiner streitbaren Loyalität verlor er das Vertrauen Sigismunds nicht und wurde 1422 für seine „treuen“ Dienste vom König zum Ritter geschlagen, bekam ein eigenes Wappen und zusätzlich 3500 Gulden. An anderer Stelle wird auch von einer Tonne Gold berichtet, die Mossén Borra vom König für Spitzeldienste bekam oder auch, dass er von Sigismund so mit Silber beladen wurde,

dass er unter dieser Last zusammenbrach. Auch bei der Vergabe von Pfründen durch den neu gewählten Papst Martin V., wusste Mossén Borra sich und seiner Familie einen lohnenden  Anteil zu sichern. Dem gewitzten Hofnarren gelang es, mit den Mächtigen zu spielen und die Situation zu seinem eigenen Vorteil zu nutzen, sodass er stets die anderen zum Narren hielt.