Als Jan Hus während des Konstanzer Konzils als „Ketzer" zum Tode verurteilt wurde, war man sorgsam darauf bedacht, ein mögliches Andenken zu verhindern. So wurde der Theologe am 6. Juli 1415 auf dem Scheiterhaufen verbrannt und seine Asche im Rhein versenkt. An den frühen Reformator sollte nichts mehr erinnern.

Umso erstaunlicher ist die Entdeckung, die dem Badischen Landesmuseum bei Recherchen für die Große Landesausstellung 2014 „Das Konstanzer Konzil. Weltereignis des Mittelalters 1414-1418" gelungen ist: Im Depot des Musée d'Unterlinden in Colmar fand sich ein unscheinbares Stück Stoff, welches laut jahrhundertealter Beschriftung ein Morceau de la robe de Jean Huss, brûle à Constance le 15 Juillet – ein Mantelteil des Jan Hus – sein soll. Eine weitere Handschrift verrät zudem, dass das Stück am 27. Oktober 1842 von Monsieur Hamberger, Rat am königlichen Hof und Mitglied des Stadtrates, gestiftet wurde.

Eine textiltechnologische Untersuchung im renommierten Spezialinstitut der Abegg-Stiftung bei Bern bestätigte nun, dass die Entstehung des Wollstoffs durchaus ins Mittelalter datiert werden kann. In jedem Fall liegt mit dem Colmarer Textil nun ein Beweis für die frühe Verehrung Hus' auch auf materieller Ebene vor. 

Fragment des Mantels von Jan Hus