Fastenzeit zur Zeit des Konstanzer Konzils

Haben Sie schon von Fischen mit Füßen und Fell gehört? Zur Konzilszeit soll es diese in Konstanz gegeben haben. Doch nicht nur Fische und Frösche gehörten zu den gängigen Fastenspeisen, auch Otter und Dachse wurden verzehrt. Man hatte sie ganz einfach in die Fischspeisen eingemeindet. Auch Biber gehörten aufgrund ihrer schuppigen Schwänze zu den Fischen und man war nicht verlegen, weitere Säugetiere und Vögel zu dieser Gruppe zu zählen.

Auch wenn das Christentum im Vergleich zu anderen Weltreligionen in seinen kulinarischen Einschränkungen harmlos erscheinen mag, war es dies zur Zeit des Konstanzer Konzils nicht. Bis zu 130 Fastentage pro Jahr gab es bis Ende des 15. Jahrhunderts. Neben den üblichen Fastenzeiten vor Weihnachten und Ostern kamen außerordentliche, öffentlich angekündigte Fastentage hinzu. Die Verbote der Fastenzeit schränkten die für unser heutiges Verständnis eher karg und abwechslungslos scheinende Ernährung weiter ein.

Bereits im Jahr 590 untersagte Papst Gregor I. den Verzehr von warmblütigen Tieren in der Fastenzeit. Seine Nachfolger standen ihm in Sachen Verbote nichts nach und so wurden im Laufe der Jahre auch der Genuss von Butter, Milch, Käse und Eiern während der Fastenzeit nicht gestattet. Erst 1491 wurden die Fastengebote unter Papst
Julius III. gelockert und das Verbot der Eier- und Milchprodukte wieder aufgehoben.

Der Bann bestimmter Lebensmittel jedoch machte erfinderisch. So mancher Koch fühlte sich angespornt. Fleischfreie Delikatessen und delikate Schummeleien wurden im Rahmen der Regeln oder auch unter geschickt gedehnten Grenzen der Norm gezaubert. Die wohl berühmteste, so entstandene Schummelei sind schwäbische Maultaschen, nicht umsonst werden sie auch „Herrgottsb’scheißerle“ genannt.

Fische auf dem Konstanzer Markt

 

Markttreiben in Konstanz