Ihr seid nicht die Ersten!

Wer kennt das nicht: Verzweifelte Aushänge im Unifoyer, Problem-„Ersti"-Mails, das unter Aushängen verschwindende Schwarze Brett? Alles eindeutige Zeichen dafür, dass das Wintersemester begonnen hat und wie jedes Jahr – anders wäre es ja langweilig – mit Wohnungsnot. Für Konstanz jedoch keine neue Situation. Auch während des Konzils im 15. Jahrhundert war die Situation ähnlich.

Schon immer gab es entscheidende Faktoren, wie und wo man zu einer neuen Bleibe kam. Zum einen ist da der Geldbeutel. Je praller, desto einfacher und vor allem schneller gestaltet sich die Suche. Wer 1414 die horrend steigenden Preise in den Herbergen bezahlen konnte, wurde gut untergebracht. Auch wer heute keine Probleme hat, die hohen Mieten zu bezahlen, kann es sich bald heimisch machen. Zum anderen ist da noch die Bereitschaft – und Notwendigkeit! –, Abstriche zu machen. Nicht jeder kann es sich leisten, wählerisch zu sein. So wie heute zu Semesterbeginn Erstis gerüchteweise in Turnhallen ihre ersten Wochen fristen, so mussten es sich einige während des Konstanzer Konzils in Ställen gemütlich machen oder jede Nacht in ein provisorisch zur Stube umgebautes Weinfass klettern. Heute sieht die Situation natürlich anders aus, aber wer nicht besonders anspruchsvoll ist, hat es sicherlich einfacher bei der Suche.

Leider hat nicht jeder das Glück, in Konstanz etwas zu finden. Manche werden in Meersburg fündig, andere in Radolfzell. Auch schon während des Konzils gab es etliche Teilnehmer und Besucher, die gezwungen waren, ihre Unterkunft außerhalb der Stadt zu nehmen. Die Vor- und Nachteile sind sich dabei auch über die Zeiten ähnlich geblieben. So ist es zwar günstiger, der Weg dafür umso weiter.

Dass die Verhältnisse ähnlich sind, mag für viele Studenten wenn überhaupt nur ein leichter Trost sein. Aber wie auch zu Zeiten des Konzils gilt auch heute: wer sucht, der findet. Also nicht verzagen!

'Bequeme Behausung? Weinfässer in der Richental-Chronik