2016 ist die von Peter Lenk geschaffene steinerne Schönheit „Imperia" der Kopf des Jubiläumsjahres. Die Idee zu der imposanten Konkubine, deren Statue im Frühjahr 1993 im Konstanzer Hafen enthüllt wurde, entnahm der am Bodensee heimische Künstler einer Novelle Honoré de Balzacs, den „Tolldreisten Geschichten".

Eine Kurtisane namens Imperia hat tatsächlich gelebt. Sie kam irgendwann zwischen 1455 und 1485 als Tochter einer römischen Prostituierten in Rom oder Ferrara zur Welt und war Zeitzeugen zufolge charmant, intelligent und wunderschön. Sie wurde gar als „Kaiserin der Liebe und Schönheit" gepriesen und pflegte einen aufwendigen Lebensstil, den ihre hochrangigen Liebhaber ihr bereitwillig finanzierten, darunter Bankiers, Dichter, Maler und auch Mitglieder des Klerus.

Ihr Grabstein, der heute nicht mehr erhalten ist, soll die Inschrift getragen haben „Imperia, eine römische Kurtisane, würdig eines so großen Namens, gab das Muster einer unter Menschen seltenen Schönheit. Sie lebte 26 Jahre und 12 Tage. Sie starb 1511 am 15. August."

Einer von Imperias Liebhabern, der berühmte italienische Maler Raffael, verewigte sie in mindestens vier seiner Gemälde, unter anderem in seinem letzten Werk „Die Verklärung Christi", in dem Imperia als Modell für die ewige Sünderin dargestellt sein soll. Auch in der Literatur wurden der schönen Kurtisane mehrere Denkmäler gesetzt: Neben dem Italiener Matteo Bandello Mitte des 16. Jahrhunderts und dem französischen Renaissance-Schriftsteller François Béroalde de Verville 1617 verewigte Honoré de Balzac zwischen 1832-1837 die berühmte Konkubine in zwei weiteren Imperia-Novellen. Das besondere an Balzacs Version ist, dass er Imperia mitten hinein in das Geschehen um das Konstanzer Konzil 1414 bis 1418 platzierte.

Dabei hat die Geschichte der schönen Imperia wenig mit der Realität der Prostituierten während des Konzils zu tun, den sogenannten „Öffentlichen" und „Heimlichen". Der Konzilchronist Ulrich Richental zählte rund 700 Hübschlerinnen in Konstanz. In einem der ungefähr 20 Frauenhäuser unter städtischer Obhut sollen bis zu 30 „Öffentliche" beherbergt gewesen sein. Die „Heimlichen" zu zählen verweigerte Richental, angeblich aus Angst um sein Leben. Natürlich verfügte Konstanz nicht erst seit dem Konzil über Frauenhäuser. Durch die bis zu 20.000 zum Teil zahlungskräftigen Besucher dürfte sich das älteste Gewerbe der Welt jedoch zu einem besonders lukrativen entwickelt haben.

Imperia ist die Schirmherrin des dritten Jubiläumsjahres 2016, das den Themenschwerpunkt „Lebendiges Mittelalter" hat und zu einem bunten Mosaik an Veranstaltungen einlädt. Institutionen aus Konstanz und der Region setzen ihre produktive Zusammenarbeit fort und Bürger und Gäste können sich ihr Jubiläumsprogramm individuell nach ihren Interessen zusammenstellen. Es erwartet Sie auch in diesem Jahr ein abwechslungsreiche Programm mit zahlreichen Highlights – wir freuen uns, Sie zu sehen!

 

Bilder:
rechts: Imperia von Peter Lenk im Konstanzer Hafen. Foto: Achim Mende
links: Die schöne Imperia ist Schirmherrin des Jubiläumsjahres 2016. Graffiti Imperia © www.eminhasirci.com