Problem 1: Die drei konkurrierenden Päpste loswerden!

Lösungsansatz 1: Freiwilligkeit
Man appelliere an den Stolz/die Ehre/den Sinn für das Gemeinwohl und überzeuge die Oberhäupter vom Rücktritt.

Lösungsansatz 2: Direkter Zwang
Wenn es auf freiwilliger Basis mit dem Rücktritt nichts wird, kann man prüfen, ob der Kandidat sich etwas hat zu Schulden kommen lassen und ob es rechtliche Möglichkeiten gibt, ihn loszuwerden. Aber Vorsicht! Dieses Vorgehen ist nicht unumstritten.

Lösungsansatz 3: Indirekter Zwang
Man überzeuge die Anhänger davon, von ihrem Oberhaupt abzulassen. Ein Oberhaupt ohne Anhänger hat keinen Einfluss, keine Macht, keine Zuhörer.

Historische Umsetzung: So geschehen 1414 - 1418, als König Sigismund als nicht kirchlicher Vermittler Papst Gregor XII. 1415 vom Rücktritt überzeugen konnte, Papst Johannes XXIII. wegen Flucht und allerlei unpäpstlichen Vergehen festnehmen und „entpapsten“ ließ und schließlich die Anhänger Papst Benedikt XIII. davon überzeugt wurden, zu Gunsten eines Einheitspapstes von ihm abzulassen.

Problem 2: Alle Wähler sind parteiisch!

Die Gruppe derjenigen, die nun einen neuen Papst wählen soll – das Kardinalskollegium – ist weiterhin parteiisch.

Lösungsansatz: Man erweitere das Wahlgremium und schaffe ein „konziliares Wahlkollegium“.

Historische Umsetzung: Neben dem 23-köpfigen Kardinalskollegium entsandten die fünf Konzilsnationen jeweils sechs Vertreter in das Konklave. So bildeten sich im Wahlgremium sechs Fraktionen: die Kardinäle und die fünf Konzilnationen.

Problem 3: Kein Platz!

Wohin mit dem nun recht üppigen Wahlkollegium, um die Papstwähler für das Konklave einzuschließen und von der Umwelt abzuschotten?

Lösungsansatz: Man suche ein großes Gebäude, in dem alle Platz haben und baue es kurzerhand um.

Historische Umsetzung: Aus „Centrotherm“ wird Bodenseeforum.

Noch historischere Umsetzung: Das Kaufhaus am See, heute „Konzil“ genannt, wird zum Wahlgebäude umgebaut. Schon seit August 1417 wurden 56 Doppelzellen für die Papstwähler sowie eine Kapelle und darüber hinaus auf jedem Stockwerk ein „heimlich Gemach“, d.h. eine Toilette, eingebaut. Die Fenster wurden mit Brettern vernagelt oder zugemauert.

Problem 4: Mordskompliziertes Wahlverfahren!

Bei vielen Wählern und vielen zu Wählenden ist es schwierig, die notwendige 2/3-Mehrheit an Stimmen für einen Kandidaten zusammen zu bekommen.

Lösungsansatz 1: Mehrere Wahlgänge durchführen, offen und namentlich wählen.
Denn wenn man merkt, dass der eigene Kandidat chancenlos ist, stimmt man beim nächsten Wahlgang für jemand anderen, der noch im Rennen ist und einflussreiche Fürsprecher hat.

Lösungsansatz 2: Für eine kreative Arbeitsatmosphäre sorgen.
Historische Umsetzung: Vor dem Konzil wurden 200 Sängerknaben postiert, die den Heiligen Geist mit „Veni creator Spiritus“ anriefen. Verschiedenen Berichten zufolge überkam das Wahlkollegium dabei eine tiefe Ergriffenheit und sie kamen bereits im dritten Wahlgang zu einer Übereinkunft.

Wenn Sie all diese Punkte beachten, steht einer erfolgreichen Papstwahl nach dem Konstanzer Modell nichts mehr im Wege!

 

Bilder: Die Vögel auf den Stelen der Konzilplattform symbolisieren die erfolgreiche Papstwahl. © Konzilstadt Konstanz.
Damit keine Nachrichten von Außen die Wahl beeinflussen konnten, wurde sogar das Essen untersucht. Richental-Chronik © Rosgartenmuseum Konstanz.