Jörg von End – ein Raubritter zur Zeit des Konzils

Als Paradebeispiel eines Ritters zur Zeit des Konstanzer Konzils gilt Oswald von Wolkenstein. Es gab aber auch finstere Gesellen, die durch Überfälle und andere Straftaten von sich reden machten, wie der durchtriebene Raubritter Jörg von End.

Jörg von End, auch Georg von Enne genannt, ist heute wenig bekannt. In Konstanz erregte er jedoch zur Zeit des Konzils große Aufmerksamkeit. Grund dafür war, dass Jörg von End von Burg Rieneck (an der damaligen Straße nach Italien gelegen) und Schloss Grimmenstein (im heutigen Kanton St. Gallen) aus Reisende überfiel, die auf dem Weg zum Konzil waren oder von dort kamen. Außerdem ließ er ein mit Korn beladenes Schiff, das den Bürgern von Konstanz und Feldkirch gehörte, entwenden. Davon erfuhren die Konstanzer und ließen Jörg von End, der sich zu dieser Zeit in Konstanz aufhielt, verhaften. Sein Diener floh, wurde aber verfolgt und ertrank im Bodensee. Jörg von End selbst sollte hingerichtet werden, durch die Fürsprache von Freunden und sein Versprechen, Grimmenstein der Stadt Konstanz zu übergeben, kam er jedoch frei. Die Konstanzer ließen Grimmenstein daraufhin sofort niederbrennen und abtragen.

Jörg von End hatte dies als große Schmach empfunden und hegte noch Jahre später Rachegedanken. Der Legende nach überfiel er zusammen mit einigen Komplizen zwei Konstanzer Bürger und nahm diese gefangen. Dabei handelte es sich wohl um Ulrich (oder Hans) Schatz und dessen Sohn. Der Vater wurde in der Gefangenschaft so misshandelt, dass er starb. Sein Sohn konnte fliehen. Die Stadt Konstanz und die mit ihr verbündeten Städte erklärten Jörg von End daraufhin den Krieg. Zur selben Zeit verhängte das Hofgericht zu Rottweil die Acht über die am Überfall Beteiligten. Erst nachdem die Städte schon einen Feldhauptmann erwählt hatten, kam es mithilfe von Vermittlern zu Verhandlungen über einen Friedensschluss. 1426 erfolgt dieser schließlich, hielt jedoch nur kurze Zeit. Erst 1431 wurde er erneuert. Ein Jahr später findet sich letzte urkundliche Erwähnung Jörgs von End. Er starb wohl wenig später.

Staatsarchiv St. Gallen, ZMH 66/002