Die Nachwirkungen des Konstanzer Konzils

Als das Konzil im April 1418 beendet wurde, waren viele Anliegen nicht erreicht worden. Andere geschichtliche Ereignisse sind gar erst durch die Begebenheiten zwischen 1414 und 1418 verursacht worden und können noch heute auf das Konzil zurückverfolgt werden. Die 1417 in Konstanz vorgenommene Verleihung der Mark Brandenburg an Friedrich von Hohenzollern etwa begründete eine politische Ordnung, die als "Preußen" später Weltgeschichte schreiben sollte.

In Böhmen führte die Kunde von der Hinrichtung des ReformatorsJan Hus zur offenen Revolte der Bevölkerung, die die Herrschaft Sigismunds als böhmischer König nicht anerkannte. Die Anhänger Hus', die "Hussiten", waren Teil einer europaweiten Entwicklung, die gerade durch das Konstanzer Konzil entkräftet werden sollte.

Die Reform der Kirche an "Haupt und Gliedern" konnte vom Konzil nicht erreicht werden. Zwar wurde das Vorhaben auf zukünftige Konzilien vertagt, doch auch dort nicht gelöst. Rund einhundert Jahre später prangerte Martin Luther in seinen 95 Thesen die immer noch herrschenden Missstände in der Kirche an und gab damit den endgültigen Auslöser für eine Epoche, die den Namen "Reformation" erhalten sollte. Mitgetragen werden sollte die Reformation vom Humanismus aus Italien. Auch dieser wurde in Konstanz durch den regen Austausch der angereisten Gelehrten aus ganz Europa gestärkt. Unzählige weitere Spuren des Konzils sind nicht zuletzt im Stadtbild der Konstanzer Altstadt deutlich sichtbar festzustellen. (sb)