Richentalchronik

Die Chronik von Ulrich Richental ist eine der wichtigsten Quellen, die noch heute zum Geschehen des Konstanzer Konzils existiert. Sie gibt Aufschluss über die wichtigen Ereignisse und Teilnehmer und enthält Personen- und Wappenverzeichnisse sowie Preislisten. Nur wenige Abschriften der Richental-Chronik haben die Jahrhunderte überdauert; bekannt sind heute sieben bebilderte und acht unbebilderte Handschriften und jede von ihnen ist ein Unikat. Die Exemplare in Konstanz, Prag, Karlsruhe, Stuttgart, Wien und sogar New York unterscheiden sich inhaltlich und in der Illustration. Entstanden sind sie zwischen 1460 und 1560, somit ist keine davon Richentals Urfassung, die der Konstanzer Bürger vermutlich um 1420 schrieb und anschließend illustrieren ließ.

Da Richental –  offenbar finanziell und beruflich unabhängig und in guten wirtschaftlichen Verhältnissen lebend –  selbst kein offizieller Konzilsteilnehmer war, befragte er bei seiner Recherche Freunde und Bekannte und ging, wie er selbst beschreibt, auch von Haus zu Haus. Für Auskünfte zögerte er nicht eine abgeschriebene Urkunde oder ähnliches aus eigener Tasche zu nehmen, um seine Informanten zu entlohnen. Vermutlich kam ihm nach Abschluss des Konzils die Idee, seine Aufstellungen und Tagebücher in einer Chronik zusammenzufassen. 1437 starb Ulrich von Richental im hohen Alter von knapp 90 Jahren. Eine Straße im Konstanzer Stadtteil Paradies erinnert noch heute an den Chronisten des Konstanzer Konzils. (tr)