Ulrich Richental - Chronist des Konstanzer Konzils

Ohne die aufwändige Arbeit von Ulrich Richental würden uns heute wichtige Schilderungen über das Alltagsleben zu Zeiten des Konzils in Konstanz fehlen. Doch über das Leben des Verfassers der Richental-Chronik wissen wir nur wenig. In seinem Werk gibt er einige Informationen über sich, in anderen Urkunden der Zeit taucht er nur selten auf.

So kennen wir nicht einmal sein genaues Geburtsdatum: Richental wurde zwischen 1356 und 1360 als Sohn des Stadtschreibers Johannes Richental in Konstanz geboren. Wahrscheinlich erhielt Ulrich eine geistliche Ausbildung, denn er lernte Latein und bewarb sich 1380 als „clericus Constantiensis“ um Pfründe des Chorherrenstifts St. Johann. Doch aus einer Urkunde von 1410 geht hervor, dass Richental inzwischen die kirchliche Laufbahn aufgegeben und seine Frau Anna geheiratet hatte. 

Zur Zeit des Konstanzer Konzils war Richental etwa 55 bis 60 Jahre alt und offenbar kinderlos. Wie schon sein Vater bewohnte er das Haus „zum guldin bracken“ bei St. Stephan in der heutigen Wessenbergstraße. Offenbar war er finanziell und beruflich unabhängig. Heute würde man sagen, er arbeitete selbständig für verschiedene Auftraggeber, wie den Rat der Stadt, Graf Eberhard von Nellenburg oder König Sigismund. Obwohl er weder Mitglied des Konstanzer Rates war, noch ein offizielles Amt bekleidete, übernahm er vor Beginn und während des Konzils diplomatische Aufgaben. 

Richental war kein offizieller Teilnehmer des Konzils. Daher war er für seine Aufzeichnungen auf Informationen anderer angewiesen. Er befragte Freunde und Bekannte und ging, wie er selbst beschreibt, von Haus zu Haus. Er zögerte nicht, seine Informanten zu entlohnen. Vermutlich kam ihm nach Abschluss des Konzils die Idee, seine Aufstellungen und Tagebücher in einer Chronik zusammenzufassen.

1437 starb Ulrich von Richental im hohen Alter von knapp 90 Jahren. Eine Straße im Paradies erinnert noch heute an den Chronisten des Konstanzer Konzils.

 

Ulrich Richental, Haus zum Hohen Hafen.