Kein System ohne Regeln
Die technische Seite des Wappenwesens und das Regelwesen, nachdem ein Wappen gestaltet oder „gelesen“ wird, sind im Laufe der Jahrhunderte immer komplizierter geworden. Ein neues Wappen wurde nicht willkürlich gezeichnet, eine eigene Methodik gab vor, wie ein solches Wappen aufgebaut sein konnte oder musste und welche Gestaltungsfreiheiten blieben. Es entstanden verschiedene Bilder, die Eigenschaften des Wappenträgers symbolisierten, teilweise realgetreu, dann werden sie „gemeine Figuren“ genannt, und teils nur schematisch dargestellt, dann nennt man sie „Heroldbilder“. Manche Wappen wurden so gestaltet, dass die Bilder und Symbole Aufschluss über den Namen des Wappenträgers geben konnten, sogenannte „redende“ Wappen. So trägt beispielsweise die französische Stadt Lyon einen Löwen in ihrem Wappen.
Ebenso wie sich die Kreativschaffenden, die „Wappenerfinder“, an ein bestimmtes System zur Wappenschaffung halten mussten, ist auch der „Wappenlesende“ oder zumindest „-beschreibende“ an ein ganz bestimmtes Format gebunden:
Ein Wappen wird nach bestimmten Regeln mit Hilfe einer festgelegten heraldischen Terminologie beschrieben, man nennt diesen Vorgang „blasonieren“ (vom französischen blason = Wappen).
Die gebräuchlichen Fachbegriffe sind, ebenso wie die Anzahl der Wappen insgesamt, für den Einzelnen schier unüberschaubar. Unter die wichtigsten fallen die Farbbezeichnungen, die sogenannte Tinkturen (rot, blau, schwarz, grün, purpur) und Metalle (gold, silber). Außerdem gibt es eine spezielle Unterteilung: Hierbei wird das Wappen schachbrettartig in bis zu neun Teile zerlegt, die als Plätze bezeichnet und von links nach rechts und von oben nach unten gezählt werden. Die Seitenbezeichnungen werden aus Sicht des Wappenträgers gesehen, sind für den Betrachter also vertauscht.
Wollte man das Wappen von Konstanz blasonieren könnte das in etwas so lauten: Ein durchgehendes schwarzes Kreuz auf weißem Grund, dazu am oberen Rand ein rotes Band (Zagel).
Dieser sogenannte Blutbalken am oberen Rand wurde der Stadt am Ende des Konzils von König Sigismund als Dank für die Durchführung des Konzils verliehen und symbolisiert die Blutgerichtsbarkeit über Petershausen und damit das Recht, Todesstrafen auch selbst auszuführen. (tr)