„Das doppelte Lottchen“, „Peter Schlemihl“ oder „Kleider machen Leute“: Doppelgänger faszinieren und verwirren. Auch Johannes XXIII. gibt es zweimal: Beide waren Päpste und beide Initiatoren eines Konzils.
Was die beiden trennt, das sind fast 550 Jahre Geschichte und dass der eine auf der offiziellen Liste der Päpste genannt wird, der andere hingegen in der Zählung erst gar nicht auftaucht.

Baldassare Cossa, der erste Johannes XXIII., wurde um 1370 in Italien geboren und 1410 zum Nachfolger des Pisaner Papstes Alexander V. gewählt. 1413 berief er, nachdem er sich mit König Sigismund in Lodi getroffen hatte, das Konstanzer Konzil ein. Er war der einzige der drei konkurrierenden Päpste, der am Konzil teilnahm. Als jedoch abzusehen war, dass er nicht neuer alleiniger Papst werden würde, flüchtete er nachts als Knappe verkleidet aus der Stadt entlang des Untersees. Nach seiner Festnahme in Breisach wurde Cossa auf Schloss Gottlieben gefangengenommen. Später wurde er nach Mannheim überführt und gegen Ende des Konzils gegen ein hohes Lösegeld freigelassen. Im Dezember 1419 verstarb er in Florenz.

Sein Namensvetter, Angelo Giuseppe Roncalli, wurde 1958 zum Papst gewählt. Da der erste Johannes XXIII. von der katholischen Kirche als Gegenpapst angesehen wird, wurde Johannes erneut als der 23. gezählt.
Im Gegensatz zu seinem Doppelgänger war nicht die Machtsicherung, sondern die "Heutigwerdung" der katholischen Kirche sein Ziel. Aus diesem Grund berief er knapp drei Monate nach seiner Wahl das
II. Vatikanische Konzil ein. Das Ende seines Konzils erlebte der Italiener nicht mehr. Sein gewünschter Nachfolger Paul VI. führte das Konzil 1965 zu Ende.

Der mumifizierte Leichnam von Roncalli ruht in einem gläsernen Sarg im Petersdom in Rom. 280 Kilometer nördlicher ruht sein Namensvetter Baldassare Cossa. Sein prachtvolles Grab im Florentiner Dom trägt die Inschrift „Ioannes quondam papa XXIII“ – „Johannes XXIII., einst Papst“.

Johannes XXIII. Richental-Chronik. Rosgartenmuseum

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