Gred, Trögel und Gädmer

Wenn Händler sich im Mittelalter mit ihrem Schiff Konstanz näherten, muss der Blick auf die Stadt und das Gebäude, das damals als Kaufhaus diente und heute als Konzil bekannt ist, atemberaubend gewesen sein.

Als solches war es in Süddeutschland jedoch keine einmalige Erscheinung. Schon Anfang des 14. Jahrhunderts wurde in Mainz ein Kaufhaus nach böhmischem Vorbild erbaut. Mit seinen zwei Stockwerken zur Lagerung und Verzollung und den kleinen, im Außenbereich an das Gebäude angebauten Kramerbuden diente das Mainzer Kaufhaus vielerorts in Süddeutschland als Vorbild. Entlang des Rheins und am Bodensee wurden im Laufe des 14./15. Jahrhunderts zahlreiche Kaufhäuser umgesetzt. Auch in Überlingen, Radolfzell oder Meersburg ließen sich schon bald Kaufhäuser finden. Hier wurden sie oft als Gred oder Gredhaus bezeichnet, abgeleitet vom Lateinischen gradus, das auf die in das Wasser führenden Treppen zum Be- und Entladen verwies.

Der Bau des Kaufhauses in Konstanz war die Folge eines Besuchs aus Mailand. 1386 wurde eine Gesandtschaft aus Italien empfangen, um wegen dem gefragten Konstanzer Leinen zu verhandeln. Ein Jahr später beschloss der Rat der Stadt den Bau eines neuen Gebäudes, um den überregionalen Handel zu bündeln und diesem einen zentralen Knotenpunkt zu geben. Dazu wurde ein Platz zwischen Marktstätte und Fischmarkt auserkoren, an dem das Gebäude direkt mit der prunkvollen Front zum Wasser hin in die Stadtmauer gebaut wurde. Oberhalb des südlichen Eingangs zeugt heute noch ein Stein vom Baubeginn 1388. Innerhalb von drei Jahren wurde das neue Kaufhaus unter der Leitung des Baumeisters Heinrich Arnold fertiggestellt. Es war damit der größte weltliche Bau Süddeutschlands und bot auf drei Geschossen genügend Platz, um die Waren einzulagern.

Die Leitung des Kaufhauses oblag anfangs einem, später zwei Hausherren, die die Verschläge zur Einlagerung, sogenannte Gädmer, überwachten, die Waren kontrollierten, verzollten und freigaben. Die Hausherren beaufsichtigten eine Heerschar von Personal, zu denen 1420 auch eine Frau gehörte, die im Gegensatz zu den anderen den Schwur ablegen musste, nicht eigennützig zu handeln.

Jeder in Konstanz ankommende Händler unterlag dem Hafen- und Kaufhauszwang. So durfte er in Konstanzer Gewässern nur den örtlichen Hafen anfahren und musste seine Waren im Kaufhaus einlagern, wo sie vor Brand und Diebstahl sicher waren. Um sein Schiff zu be- und entladen musste er die örtlichen Knechte, in Konstanz Trögel genannt, sowie die einheimischen Schiffsleute und den Kran in Anspruch nehmen.

Mit dem Verlust des Thurgaus 1460/1499 und der Reichsunmittelbarkeit 1548 war auch die Blütezeit des Kaufhauses beendet. Nachdem es schon 1417 für die Papstwahl umfunktioniert worden war, prägen auch noch heute Ausstellungen und Veranstaltungen seine wechselvolle Geschichte.

Alles Bullen?

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