Weihnachten im Mittelalter
Weihnachten hat eine lange Tradition – als kirchlicher Feiertag gilt der 25. Dezember bereits seit dem Jahre 336. Das Wort „Weihnachten" wurde zum ersten Mal im 12. Jahrhundert erwähnt und leitet sich vom mittelhochdeutschen „ze wihen nath" ab. Übersetzt heißt das „zu der geweihten Nacht". Doch wurde Weihnachten in Zeiten des Mittelalters überhaupt gefeiert? Hatten die Menschen damals schon Bräuche und Traditionen, die auch heute noch bestehen? Und wie feierten die Konstanzer Bürger während des Konzils?
Im frühen Mittelalter gab es noch keine weihnachtlichen Feste, Geschenke oder Familienfeiern im heutigen Sinne. Die Festtage wurden öffentlich gefeiert mit der heiligen Messe als Höhepunkt. Es kam dabei durchaus vor, dass Adelsleute Essen an Bedürftige verteilten; richtige Geschenke gab es aber nicht. Erst ab dem 15. Jahrhundert hat sich Weihnachten immer mehr zu einem Gabenfest entwickelt. Man beschenkte sich zunächst am Nikolaustag, dem 06.12., allerdings nur in Form von nützlichen Gebrauchsgegenständen wie warmer Kleidung. Der Brauch, dass das Christkind am Heiligabend Geschenke bringt, kam erst in der Reformationszeit auf.
Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich durch Weihnachtsmärkte, Festumzüge und Krippenspiele eine rege Festkultur auf den Straßen. Auch die ersten, an die Weihnachtszeit gebundenen Lieder, fanden dabei ihren Ursprung.
Im Mittelalter ist ebenfalls der Vorreiter des Weihnachtsbaums zu finden. Ein grüner Zweig war damals schon ein Zeichen für Hoffnung und neues Leben und sollte darüber hinaus böse Geister vertreiben. Es dauerte allerdings noch bis zum Jahre 1419, bis erstmals ein Weihnachtsbaum, vergleichbar mit unserem heutigen, aufgestellt wurde. Er stand mit Äpfeln, Lebkuchen und Nüssen behängt im Freiburger Heilig-Geist-Spital. Die meisten Weihnachtsbäume wurden zu Zeiten des Mittelalters im Freien aufgestellt, ähnlich wie Maibäume.
Natürlich ließen es sich auch die Konstanzer im ersten Jahr des Konzils 1414 nicht nehmen, sich auf das große Christfest gebührend vorzubereiten. Die Botschaft, dass König Sigismund am Weihnachtsabend an der Messe im Münster teilnehmen wollte, brachte noch mehr Leben und geschäftiges Treiben in die Stadt. Sigismund befand sich allerdings mit seiner Gemahlin Barbara von Cilli noch in Überlingen und bat, dass mit den Feierlichkeiten auf ihn gewartet werden solle. Ein „kurzer" Aufenthalt im Konstanzer Rathaus zögerte die Ankunft noch weiter hinaus. Schlussendlich dauerte es über elf Stunden, bis er im Münster ankam und die wartenden, vor Kälte bibbernden Konstanzer Bürger erlöste. Erst mit Anbruch des neuen Tages verließen die Messebesucher das Münster, müde aber glücklich, dass sie einen Blick auf den König und seine Gemahlin werfen konnten. (nh)