1917 - 1964 - 2014
„Vergangenheit kann nur im Licht der Gegenwart wahrgenommen werden" sagt der Freiburger Geschichtsdidaktiker Prof. Dr. Thomas Martin Buck. Jubiläen verraten viel über ihre Zeit, sie stehen gleichzeitig für die Vergangenheit und die Gegenwart.
1964 beging die Stadt Konstanz das 550-jährige Jubiläum des Konstanzer Konzils mit zwei Festwochen, einer Ausstellung im Konzilgebäude, Konzerten, Vorträgen und dem Barockschauspiel „Philemon" sowie mit der Herausgabe des Faksimiles der Richental-Chronik. Veranstaltungen und Projekte, die sich teilweise auch in den Planungen für die kommenden Jahre wiederfinden. Doch das Jubiläum vor bald 50 Jahren wurde stark von einem anderen Ereignis geprägt: Bereits seit 1962 tagte ein erneutes Konzil, das 2. Vatikanische Konzil. Sein Einfluss auf das Konziljubiläum lag weniger daran, dass beide Konzilien jeweils von einem Papst Johannes XXIII. einberufen worden waren. Vielmehr stehen beide Konzilien für bis heute prägende Entscheidungen der Kirche. Das Hoffen auf die Ökumene und das Aufbrechen alter Strukturen von 1964 traf auf den unbedingten Willen zur Einigung der Kirche 1414. Das tagende Konzil weckte das Interesse für das vergangene Konzil und regte eine Auseinandersetzung mit den Ereignissen des 15. Jahrhunderts an.
1914 unterband der Ausbruch des Ersten Weltkriegs die Feierlichkeiten für das 500-jährige Jubiläum. Zeit nahm man sich allerdings 1917, um an die Belehnung der Hohenzollern und die Tradition der deutschen Kaiserfamilie zu erinnern. Bereits 1415 hatte König Sigismund den Burggrafen Friedrich von Zollern mit der Mark Brandenburg belehnt. Anfang des 20. Jahrhunderts verbildlichte Carl von Häberlin diesen politischen Akt an der Fassade des Haus zum Hohen Hafen am Obermarkt. Eben dort fand 1917 ein Festakt statt, der an die so empfundene Grundsteinlegung Preußens erinnerte, ein Akt der Selbstvergewisserung und Imagegewinnung des Hauses Hohenzollern.
Auch das Jubiläum 2014 bis 2018 spiegelt die aktuellen Themen der Gegenwart wieder und setzt damit andere Schwerpunkte als die Jubiläen zuvor. Unter der Überschrift „Europa zu Gast" laden die kommenden Veranstaltungen alle Europäer ein, sich mit der gemeinsamen Geschichte, den gemeinsamen Traditionen aber auch der daraus entwickelnden Vielfalt auseinander zu setzen. Oder wie es der französische Historiker Frédéric Delouche formuliert „Europas Vergangenheit studieren heißt über Europas Zukunft nachzudenken."