Zeitgenössische Chroniken zum Konstanzer Konzil

Die Frage, wer der wichtigste Zeitzeuge und Chronist zur Zeit des Konstanzer Konzils war, wird meist sofort mit „Ulrich Richental" beantwortet. Sicher ist dies richtig, doch Richental war bei weitem nicht der Einzige, der einiges über das Konzil zu berichten hatte!
Vor Ort war ebenfalls der Mainzer Kaufmann Eberhard Windecke, der im Dienste König Sigismunds stand. Er begab sich auf viele Reisen für und mit dem König und vollzog viele Handelsgeschäfte. Somit berichtet er vor allem über das Leben König Sigismunds und die öffentlichen und festlichen Handlungen während des Konzils. Auch der Mönch Andreas von Regensburg sammelte Schriftstücke und dokumentierte das Geschehen des Konzils, über das er um 1421 bis 1423 in seinem Hauptwerk eine umfangreiche Aktensammlung, das ‚Concilium Constantiense' anlegte und mit historischen Erläuterungen verband. Ihm war es ein Anliegen die Ereignisse der Nachwelt zu überliefern und darüber hinaus die theologischen Aspekte des Konzils hervorzuheben.
Eine weitere wichtige Rolle für die Verbreitung und Popularisierung des Konstanzer Konzils spielte Gebhart Dacher, allerdings erst einige Jahre später. Er sammelte Abschriften und historiographische Texte und verarbeitete diese zur „Konstanzer Chronik". Im Mittelpunkt steht bei ihm jedoch nicht das Konzil als Einzelthema, wie es bei Richental der Fall ist, sondern er vereinigt die unterschiedlichsten Nachrichten aus einer Zeitspanne von über tausend Jahren, wobei Konstanz im Mittelpunkt steht.

Wolff, Sandra, Die Konstanzer Chronik Gebhart Dachers.»By des Byschoffs zyten volgiengen disz nachgeschriben ding und sachen...«Codex Sangallensis 646: Edition und Kommentar, hrsg. v. Stadtarchiv Konstanz (2008).