Hanse, Fugger, Muntprat

Wollte ein Kaufmann des Hoch- und Spätmittelalters im immer besser ausgebauten europaweiten Fernhandel mitwirken, musste er über große Kapital- und Personalressourcen verfügen. Zwar versprach der Handel große Gewinne, barg jedoch mitunter auch große Risiken in Form von Meeresstürmen, reißenden Flüsse, Räubern, Piraten oder Plünderern. Aus diesem Grund schlossen sich Händler zu Wirtschaftsgemeinschaften zusammen, die sowohl die Gewinne als auch die Risiken miteinander teilten.

Als erste überregionale Wirtschaftsgemeinschaft entstand im 12. Jahrhundert die Hanse, deren Mitglieder sich im Nord- und Ostseeraum gegenseitig Hilfe leisteten, schließlich aber an ihren Monopolansprüchen scheiterten. Im 15. Jahrhundert verlagerte sich das Zentrum des wirtschaftlichen Erfolgs zunehmend nach Süddeutschland, wovon eine neue Gruppe von Kaufleuten profitierte: die süddeutschen Familienclans der Fugger, Welser oder Tucher.

Im Bodenseeraum schlossen sich um 1380 die drei Familiengesellschaften der Humpis aus Ravensburg, der Mötteli aus Buchhorn (heute Friedrichshafen) und der Muntprats aus Konstanz zur Ravensburger Handelsgesellschaft mit Sitz in Ravensburg zusammen. Die Gesellschaft unterhielt Geschäftszweige  in Konstanz, St. Gallen und Memmingen. Außerdem baute sie ein ganz Europa umspannendes Handelsnetz mit zahlreichen Filialen auf. Jede einzelne der drei Familien hatte ihren abgesteckten Geschäftsbereich. Durch die Verbindung der drei Unternehmen konnten die erheblichen Unkosten für den Transport der Waren gesenkt werden, wodurch der Handel mit wesentlich größeren Mengen möglich wurde. Gleichzeitig verringerte sich die Konkurrenz beim An- und Verkauf. Erst 1530 stellte die Gesellschaft ihre Tätigkeit ein.