Ein Mann in vielen Rollen

König Sigismund, der letzter Herrscher aus dem Hause Luxemburg, war einer der wichtigsten Protagonisten rund um das Konstanzer Konzil. Nachdem er für die Wahl des Konzilortes Konstanz mitverantwortlich war, konnte Sigismund im Verlauf des Konzils durch geschicktes und schnelles Handeln seine Qualitäten als „Konzilmacher“ unter Beweis stellen. Nach der Flucht von Papst Johannes XXIII., fürchtete man in Konstanz das Auseinanderfallen des Konzils. Daher ließ Sigismund unverzüglich die Stadttore schließen und hielt damit das Konzil zusammen, was ihm durchaus als große Leistung angerechnet werden kann. Er konnte sich als guter europäischer Herrscher beweisen und erreichte außerdem sein Ziel, einen Einheitspapst wählen zu lassen, der ihn später zum Kaiser krönen sollte.

Da Sigismund selbst kein Geistlicher war, konnte er auf die inneren Angelegenheiten der Kirchenversammlung keinen direkten Einfluss nehmen und wirkte daher vor allem durch öffentliche Stellungnahmen auf das Meinungsbild der Konzilteilnehmer ein. Sein Versuch, Papst Benedikt XIII. im Zuge einer mehrmonatigen diplomatischen Reise zum Rücktritt zu bewegen, wurde ihm hoch angerechnet. Während des Konzils berief der für seinen lockeren Lebenswandel, seinen Jähzorn und seine stets leere Taschen bekannte König außerdem zwei Reichstage nach Konstanz ein, womit er seinen Einfluss auf den Südwesten des Reiches stärken wollte.

Das Wirken des Konzilmachers in Konstanz wird insbesondere im Zusammenhang mit der Causa Hus aber auch sehr kritisch gesehen. Trotz der Zusage des freien Geleits durch Sigismund, saß Jan Hus bei Sigismunds Ankunft Weihnachten 1414 in Konstanz bereits eingekerkert im Dominikanerkloster. Sigismund hoffte auf einen Widerruf des böhmischen Reformators, da er dessen Landsleute nicht vor den Kopf stoßen wollte und zudem an einem befriedeten Land interessiert war. Er plante, seinen kinderlosen Bruder Wenzel, der König von Böhmen war, um dessen Herrschaft zu beerben. Als sich abzeichnete, dass Hus nicht widerrufen würde, ließ Sigismund ihn für das große Ziel der Kircheneinheit fallen. Diese wurde in Konstanz erreicht, doch der Makel der Wortbrüchigkeit blieb an Sigismund haften.