Das Konstanzer Konzil lockte zahlreiche Handwerker aus den unterschiedlichsten Regionen Europas in die Stadt. Sie waren zu Gast in Konstanz und gingen zugleich ihren Geschäften nach. So traf eine bunte Mischung von Schneidern, Barbieren, Tischlern, Schreinern, Bäckern und Gerbern in Konstanz ein. Auch aus der näheren Umgebung kamen viele Handwerker, die sich vom Konstanzer Konzil ein gutes Geschäft erhofften und die dringend benötigt wurden, um die zahlreichen Konzilteilnehmer zu versorgen.

Im mittelalterlichen Konstanz wie auch anderswo, war der städtische Wohlstand den Handel- und Gewerbetreibenden zu verdanken. Seit dem 12. Jahrhundert hatten sich Handwerker gruppenweise in Zünften zusammengeschlossen. So konnten sie ihre gemeinsamen Interessen als eine Art Unternehmensgruppe vertreten, die bei Herstellung und Verkauf ihres jeweiligen Produktes das Vorrecht hatte. Für das Konzil galten diese Vorrechte jedoch nur eingeschränkt, denn fremde Handwerker mussten zur Unterstützung zugelassen werden. In Konstanz hatten sich im 14. Jahrhundert insgesamt 19 Zünfte gebildet. Selbst ihre Freizeit verbrachten die Handwerker miteinander, sie heirateten Töchter ihrer Kollegen und konnten sich im Krankheitsfall auf deren Unterstützung verlassen. In der Zunftstube wurde gemeinsam gegessen, gefeiert, gestritten. Die Zünfte nahmen bald Einfluss auf das Geschehen in der Stadt: Zu Beginn des 15. Jahrhunderts besetzten sie zwei Drittel der Ratsstellen. Neben der Schlichtung von Auseinandersetzungen zwischen den Zünften und den Patriziergeschlechtern, galt es in den Stadträten auch, Konflikte zwischen den jeweiligen Zünften zu regeln, die unter dem zunehmenden wirtschaftlichen Konkurrenzdenken entstanden.

Einen Handwerksberuf konnte ein Lehrling nur dann erlernen, wenn er aus einer mittelständisch-wohlhabenden Familie stammte und unbescholten war. Heute wie damals gab es drei Stufen der Handwerkerausbildung: Lehrling, Geselle und Meister. Ein Lehrling musste für seine Ausbildung zahlen, bekam aber im Gegenzug Unterkunft und Verpflegung von seinem Meister gestellt. Den Abschluss der Ausbildung bildete die Gesellenprüfung, die vor der gesamten Zunft abzulegen war. Als Geselle ging man dann in aller Regel auf eine sechsjährige Wanderschaft, die Walz. Erst danach konnte die aufwändige und kostspielige Meisterprüfung abgelegt werden. Spätestens mit dem Aufstreben der Städte im Hochmittelalter, florierte das Handwerk und es bildete sich eine Vielfalt an Handwerksberufen und Spezialisierungen heraus. Besonders zahlreich widmeten sich die Handwerker dem Töpfern, Weben, Gerben, Schustern, Schneidern und Schlachten. Die hergestellten Waren wurden dann in Werkstätten und Läden ausgestellt und auf Märkten feilgeboten.

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