Das Konstanzer Konzil, der größte Kongress des späten Mittelalters: zum ersten und letzten Mal wurde vor 600 Jahren auf deutschem Boden ein Papst gewählt: Intrigen, Skandale, Wollust – und die Verbrennung des „Ketzers“ Jan Hus mit inbegriffen.

Vier Jahre lang, zwischen 1414 und 1418, ist Konstanz verstopft. Das Städtchen am Bodensee platzt aus allen Nähten. Es wimmelt während des Konzils nur so von fahrenden Händlern, Gauklern, Glückssuchern und Glückssucherinnen. Eine von ihnen ist Martha Haefelin, Wirtin und Witwe. Auch sie macht sich Hoffnungen auf das große Glück, will aus diesem weltlichen Jahrmarkt und religiösen Rummelplatz Kapital schlagen und träumt von einer Flotte, mit der sie einmal von Konstanz bis über die Meere hinaus Handel treibt. Ihr Wirtshaus wird zum Tummelplatz des Konzils, wo Hinz und Kunz und die ganze Welt ein- und ausgehen. Hier wirbeln die Welten durcheinander: Die hohen Herrschaften treffen auf kleine Leute, Hübschlerinnen und Mägde auf Päpste und Kardinäle, König und Säufer. Die Szenen springen hin und her zwischen scharfzüngigen religiösen Debatten über Gott, Hus und das ganze weltliche Durcheinander.

Angstachelt und aufgereizt von der brodelnden Konzilsstimmung am See träumen sich in diesem Stück alle Figuren auf ihre Weise über ihr Leben hinaus und verwickeln und verstricken sich dabei in Geschichten, die sie maßlos beflügeln. Bis hin zum jubelnden Befehl: Konstanz am Meer!

"Nach dem Konzil kommen sowieso alle Konstanzer in den Himmel, und zwar für immer, haben die gesagt."

Berta: Die haben sich geirrt. Wir hängen alle kopfüber. Wir alle.

Cilli: Kopfüber?

Berta: Wir alle hängen an der Welt.

Papst: Am Ende sagen die noch: Die Welt ist rund.

Trinker: Und wenn alles vorbei ist, ist’s wieder wie am Anfang.

Martha: Sogar noch schöner, weil man’s hinter sich hat und alles wieder vor einem liegt.

Trinker: Sag jetzt nichts, Martha. Es ist alles gesagt.

 

Theresia Walser wurde 1967 in Friedrichshafen geboren, begann als Schauspielerin in Göttingen und Bern, bevor sie zu einer der meistgespielten Dramatikerinnen wurde. Ihren Durchbruch feierte sie mit den Stücken „Kleine Zweifel“ (Uraufführung Münchner Kammerspiele, 1997) und „King Kongs Töchter“ (Uraufführung Theater am Neumarkt, 1998). Sie erhielt mehrere Preise und Auszeichnungen. Zuletzt wurde „Ich bin wie Ihr, ich liebe Äpfel“ 2013 am Nationaltheater Mannheim uraufgeführt.

Karl-Heinz Ott wurde 1957 in Ehingen/Donau geboren. Nach zwölf Jahren Theaterarbeit in Esslingen, Freiburg, Basel und Zürich ist er seit 1998 freier Schriftsteller. Unter seinen Romanen sind besonders „Endlich Stille“ (2005) und „Wintzenried“ (2011) hervorzuheben. Mit Theresia Walser zusammen schrieb er drei Theaterstücke, zuletzt, 2010: „Die ganze Welt“. Er erhielt unter anderem den Johann-Peter-Hebel-Preis (2012) und den Wolfgang-Koeppen-Preis (2014).

 

Veranstaltungstipp: Am Dienstag, den 17. Juni stellt das Autorenduo Walser-Ott ihr "Himmelstheater" im Rahmen der Konstanzer Literaturgespräche vor. Beginn ist um 20 Uhr im Stadttheater Konstanz. Eintritt 8€, frei bis 16 Jahre.