Heutzutage verbreiten sich Informationen binnen Sekunden auf der ganzen Welt. Bereits am Morgen lesen wir die aktuellsten Meldungen in der Zeitung und informieren uns im Internet über den neuesten Stand. Abends bekommen wir dann nochmal alles zusammengefasst in den Fernsehnachrichten präsentiert. Kaum, dass etwas geschehen ist, wissen wir es bereits und können uns ein umfassendes Bild der Situation machen.

Doch wie war das eigentlich zur Konzilszeit? Wie informierten sich die Menschen, die zum Konzil nach Konstanz gekommen waren über die Ereignisse in ihren Heimatländern? Wie kommunizierten sie mit ihren Liebsten zuhause? Welche Kommunikations- oder auch Unterhaltungsmedien standen den spätmittelalterlichen Menschen zur Verfügung?

Sowohl an der Verbreitung von Nachrichten als auch an der Unterhaltung war der Mensch selbst im Mittelalter noch deutlich stärker beteiligt, als es heute der Fall ist. Nachrichten wurden oftmals mündlich weitergegeben. Reisende, Herolde oder Kaufleute beispielsweise erzählten von Ereignissen in den Regionen, die sie bereist hatten, von Herrschaftswechseln, Naturkatastrophen, oder kriegerischen Auseinandersetzungen. Gegen Bezahlung überbrachten sie auch private Botschaften. Solche Nachrichten verbreiteten sich natürlich viel langsamer, als es heute der Fall ist. Auf einen Brief aus Italien musste der Empfänger je nach Jahreszeit mitunter mehrere Wochen warten.

Viele Konzilsteilnehmer waren beim Schreiben sehr aktiv. Sie schrieben beispielsweise Briefe, Traktate oder Predigten. Aufgrund der großen Anzahl an Herkunftsländern entstanden so Schriften in unzähligen verschiedenen Sprachen. Insgesamt gab es im Spätmittelalter bereits ein breites Spektrum schriftlicher Medien. Das an sich zwar immer noch kostbare aber im Vergleich zum bis dahin gebräuchlichen Pergament doch weitaus billigere Papier hatte sich auch nördlich der Alpen durchgesetzt, so dass Schriftmedien sich weiter verbreiteten. Zwar war der Anteil an Lese- und Schreibkundigen auch im Spätmittelalter noch recht gering, dennoch wurde es neben den Klöstern auch an den Höfen und in den Städten üblicher, Informationen und Botschaften schriftlich zu überbringen oder zu bewahren.

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts gab es natürlich nicht nur Informations-, sondern auch Unterhaltungsmedien: Sänger, Schauspieler oder Erzähler zogen umher auf der Suche nach Geldgebern. Sie unterhielten die Menschen mit Theaterstücken, Liedern und Geschichten, die auch Wissen zu historischen, geografischen oder politischen Themen übermittelten. Außerdem waren visuelle Medien sehr weit verbreitet – beispielsweise Illustrationen in Büchern, die jedoch sehr kostbar und damit nur wenigen zugänglich waren. Darüber hinaus zählen Kirchenfenster, Wandbemalungen oder Altarbilder zu den visuellen Medien. Durch sie konnten Weltanschauungen, religiöse Überzeugungen, Heldentaten und vieles mehr übermittelt werden. Auch Wappen konnten eine ganze Reihe an Botschaften kommunizieren: Ansprüche an einem Herbergszimmer, Teilnahme an Turnieren, geleistete Stiftungen und vieles mehr.

Insgesamt waren die Konzilsbesucher bestimmt nicht so schnell und umfassend informiert, wie wir es heutzutage sind, es stand aber bereits eine Vielzahl mündlicher, schriftlicher und visueller Medien zu ihrer Information und Unterhaltung zur Verfügung. (T.R.)

 

 

 

 

Bilder:

Links: Boten brachten neueste Nachrichten, Musiker unterhielten mit Liedern und Gedichten. ©Ralf Staiger, Archiv pragmadesign, Konzilstadt Konstanz.

Mitte: Das Wappen des Oddo di Colonna (später Papst Martin V.) ist redend: Das italienische ‚Colonna' bedeutet auf Deutsch nämlich Säule. ©Rosgartenmuseum Konstanz.

Rechts: Viele Schreiber notierten, was ihnen diktiert wurde, wie Briefe, Beschlüsse oder Traktate. ©Archäologisches Landesmuseums Baden-Württemberg.