Treu bis in den Tod

„Von Meister Hieronymus, meinem geliebten Gefährten, habe ich nichts weiter gehört, als dass er in dunklem Kerker liegt, den Tod erwartend, genauso wie ich.“, schrieb Jan Hus am 10. Juni 1415 über seinen Freund und Unterstützer Hieronymus von Prag.

Der vermutlich um 1380 geborene Hieronymus von Prag war seit 1401 Mitglied des Reformerkreises um Jan Hus. Er erwarb insgesamt vier Magistertitel von verschiedenen Universitäten und empfing am 19. März 1402 die niederen Weihen. Allerdings währte seine Lehrtätigkeit an der Prager Universität nicht lange, da er bereits nach wenigen Monaten durch die Verteidigung der Lehren Wyclifs den Zorn der Kirche heraufbeschworen hatte. Auch an den Universitäten Köln und Heidelberg kam es zu Streitigkeiten und Hieronymus musste aus den jeweiligen Städten fliehen.

 

Bild: Hieronymus von Prag wird zum Scheiterhaufen geführt, Richental-Chronik, Rosgartenmuseum

Wiederholt reiste er in politischen Angelegenheiten nach Polen, 1412 sogar nach Litauen und Weißrussland. In Böhmen führte er zahlreiche studentische Proteste an, nahm an kämpferischen Disputationen und mündlichen Streitgesprächen auf öffentlichen Plätzen teil und setzte einige Forderungen des Reformkreises um Hus direkt in die Praxis um, beispielsweise verbrannte er öffentlich Ablassbriefe.

1415 kam Hieronymus von Prag nach Konstanz um seinen Freund Jan Hus zu unterstützen. Als ihm klar wurde, wie gefährlich sein Aufenthalt in der Konzilstadt für ihn werden könnte, verließ er sie bald wieder. Er wurde allerdings abgefangen, am 23. Mai 1415 nach Konstanz zurückgebracht und im St. Paulsturm eingekerkert. Am 23. September 1415 sagte er sich von dem bereits verbrannten Hus und den als ketzerisch verurteilten Lehren Wyclifs los, in der Hoffnung, so einer Verurteilung zu entgehen. Im Mai 1416 jedoch widerrief er diese Absage, weil er gegen sein Gewissen gesündigt habe. Am 30. Mai 1416 wurde auch Hieronymus von Prag in Konstanz auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Gemeinsam mit Jan Hus wurde er zum Märtyrer des hussitischen Böhmen.