Die „letzte Fasnacht der Welt" wird am Bodensee gefeiert

Wir befinden uns am Ende der Fasnet und in der ganzen närrischen Welt kehrt wieder Alltag ein.... In der ganzen närrischen Welt? Nein! Ein von unbeugsamen Narren bevölkertes Dorf hört nicht auf, der Fastenzeit Widerstand zu leisten. In der schweizerischen Gemeinde Ermatingen findet drei Wochen vor Ostern die „letzte Fasnacht der Welt" statt. Alle drei Jahre wird zu diesem Anlass ein Umzug organisiert, dessen Grundaufbau von Generation zu Generation überliefert wird. Ein riesiger nachgebauter Fisch, genannt „König Gropp", führt diesen Umzug an. Begleitet wird er von Kindern und Männern mit Fischereizubehör. Doch was hat es mit diesem Brauch auf sich? Und wie hängt er mit dem Konstanzer Konzil zusammen?

Einer Legende zufolge geht die Groppenfasnacht auf den aus Konstanz flüchtenden Papst Johannes XXIII. zurück. Als im März 1415 absehbar war, dass das Konzil ihn nicht bestätigen, sondern vielmehr absetzen würde, floh er verkleidet als Botenreiter aus Konstanz. Auf seiner Flucht fand er angeblich Unterschlupf bei einem Pfarrer aus Ermatingen. Von diesem bekam er unter anderem Groppe serviert, einen 10 bis 15 cm langen Fisch, der heute kaum noch im Bodensee vorkommt. Aus Dankbarkeit für diese Hilfe erteilte Johannes XXIII. der Legende zufolge den Ermatingern die Erlaubnis, während der Fastenzeit noch einmal zu feiern.
Tatsächlich ist die Tradition der Groppenfasnacht jedoch viel älter und entstammt vermutlich einem altgermanischen Fest der Ermatinger Fischer. Da zu jener Zeit der relativ seichte Untersee häufig über den Winter gefror, feierte man das Brechen der Eisdecke und somit den Beginn der neuen Fischereisaison mit einem Fest, um den Winter endgültig zu vertreiben. Nun war es den Fischern wieder möglich, die Groppe zu fangen.

Die Legende um die angebliche Erlaubnis zur Feier durch Johannes XXIII. diente wohl dem Zweck, das eigentlich heidnische Kultritual durch eine christliche Rechtfertigung zu erhalten. Die Daten der Flucht Johannes' XXIII. und der Zeitpunkt der Groppenfasnacht stimmen annähernd überein, was aus der Papstlegende zumindest eine anschauliche Anekdote macht.

In Anlehnung an die oben genannte Legende feiert Ermatingen in diesem Jahr 600 Jahre Groppenfasnacht und gleichzeitig das 111-jähriges Bestehen des Groppenkomitees unter anderem mit der Konzil-Gropp, der Ermatinger Dorffasnacht am 11. März und einer Tanz-Masken-Guggä-Veranstaltung am Freitag, den 13. März. Als Höhepunkt findet am Sonntag, den 15. März 2015 ab 14.01 Uhr der Umzug der Groppenfasnacht in Ermatingen statt. Vorher gibt es ab 12.01 Uhr Guggenkonzerte auf der Umzugsroute sowie um 13.01 Uhr einen ökumenischen Fasnachtsgottesdienst.

 

Bilder:

Links: Alle drei Jahre führt König Gropp den Umzug der Groppenfasnacht an. © Groppenkomitee Ermatingen

Rechts: Diese Jahr feiert die Groppenfasnacht Ermatingen ihr 600-jähriges Jubiläum.