Ein Basler Diplomat zur Zeit des Konstanzer Konzils

Das Konstanzer Konzil war nicht nur eine kirchenpolitische Bühne, sondern auch Schauplatz für weltliche Politik und bot Möglichkeiten für berufliche und damit auch für soziale Aufstiege. Dies wusste auch Henman Offenburg für sich zu nutzen. Als Gesandter der Stadt Basel suchte er auf dem Konzil den Kontakt zu König Sigismund. Basel erhoffte sich durch seine Verhandlungen mit dem König eine verbesserte Stellung. Doch Henman Offenburg konnte auch Privilegien für sich verbuchen.

Konzil als Rahmen für Diplomatie

Henman (1379-1459) stammte aus einer reichen, angesehenen Basler Apothekerfamilie. Bereits im Vorfeld des Konzils hatte er mit König Sigismund diverse Verhandlungen geführt. Die daraus entstandene persönliche Sympathie zwischen den beiden erlaubte Henman sogar Zutritt zu den privaten Schlafräumen des Königs. In seiner nachträglich verfassten Chronik über seine Tätigkeiten für die Stadt Basel schreibt er, dass er dort einen Monat lang übernachten durfte. Einer seiner diplomatischen Aufträge während des Konzils lautete, zwischen der Stadt Basel und dem König im Ringen um den Einfluss auf Gebiete zu vermitteln. Darüber hinaus war Henman auch für Sigismund persönlich tätig und reservierte Unterkünfte für den König.

Konzil als Karrierechance

Der Rahmen des Konstanzer Konzils und die damit verbundene Anwesenheit von König Sigismund stellte für Henman eine Karrierechance dar, die 1417 für ihn zum Schultheißenamt in Mühlhausen (heute Teil der Stadt Basel) führte. Im selben Jahr erhielten er und seine Söhne zudem ein Wappen und eine besondere Anerkennung: die Ritterwürde, eine Vorstufe zu einem späteren Ritterschlag, den Henman dann auch 1433 vom 1431 zum Kaiser gekrönten Sigismund in Rom erhielt. Damit wurde Henman in den Stand des (niederen) Adels erhoben. Aber auch in Basel konnte der Diplomat sein Ansehen weiter ausbauen: Henman wurde Mitglied des Stadtrats und Zunftmeister. Der persönliche Kontakt zu Sigismund blieb auch später während des dortigen Konzils (1431-1449) erhalten: Hier war Henman wieder als Vermittler tätig, diesmal jedoch zwischen Kaiser, Konzil und Papst.

Vera Kreutzmann, Martina Langhals

 

Bild: Henman Offenburg verstand sich darauf, den engen Kontakt zu König Sigismund für sich zu nutzen. Fresko in der heutigen Dreifaltigkeitskirche Konstanz, copyright Franz-Josef Stiele-Werdermann