Internationales Sommerforum des Europäischen Jugendparlaments in Konstanz

Hauptorganisator Leonard Burges im Gespräch

Vom 28. Juli bis 2. August tagt das Internationale Sommerforum des Europäischen Jugendparlaments in Konstanz. Hauptorganisator ist Leonard Burges. Der 19-jährige studiert Politics, Administration und International Relations in Friedrichshafen und engagiert sich nebenbei seit drei Jahren ehrenamtlich beim Europäischen Jugendparlament Deutschland e.V. (EJP, engl. EYP). Im Gespräch mit Lydia Purschke, Pressesprecherin des Konstanzer Forums, berichtet er über das Jugendparlament und die Organisation des Sommerforums.

LYDIA: Wer sind die Teilnehmer des Internationalen Sommerforums in Konstanz?
LEONARD: Die Teilnehmer kommen aus ganz Europa. So zum Beispiel aus Griechenland, Tschechien, Portugal, Deutschland, England, Österreich, Türkei, Rumänien, Spanien, Schweiz, Ukraine und Italien. Die weiteste Anreise nach Konstanz haben die Georgier. Die Delegierten sind Schüler und zwischen 15 und 20 Jahre alt.

Was macht das internationale Sommerforum in Konstanz besonders spannend?
Das Forum in Konstanz hat keinen Wettbewerbscharakter wie bei den regionalen und nationalen Sitzungen in Deutschland, sondern kennzeichnet sich als Sitzung der internationalen Begegnungen, da der Anteil der deutschen Teilnehmer im Vergleich sehr gering ist.

Was hat den Ausschlag gegeben, das Sommerforum in Konstanz zu veranstalten?
Besonders bei dieser Sitzung ist, dass die Konzilstadt Konstanz das Europäische Jugendparlament aufgrund des Konziljubiläums angefragt hatte. Vor 600 Jahren kamen in Konstanz Vertreter verschiedener Interessensgruppen aus Europa zusammen, um zu diskutieren und Übereinkommen zu treffen. Dieses Jahr werden sich Jugendliche aus ganz Europa treffen, um auch über aktuelle politische Themen zu diskutieren und Lösungen zu finden. Der Grund, dass die Sitzung im Sommer stattfindet, ist natürlich das Freizeitangebot, welches der See bietet.

Seit wann bereitest du die Sitzung vor?
Seit gut 14 Monaten.

Was geschah bereits zur Vorbereitung der Sitzung?
Ein Organisationsteam aus 13 Leuten, die zwischen 18 und 22 Jahre alt sind, bereitet seit März intensiv die Sitzung vor. Jeder Organisator ist für sein eigenes Ressort zuständig. So gibt es zum Beispiel die Ressorts Sachsponsoring, Delegate's Support, Transport & Logistik, Abend- u. Kulturprogramm und Venues & Catering zu nennen. Im Mai trafen wir uns alle in Konstanz, um uns besser kennenzulernen und gegenseitig Ideen auszutauschen. Bisher wurden alle Räumlichkeiten gebucht, die Transportmittel wurden geklärt und sowohl das Ausschussmoderatorenteam, als auch das Journalistenteam, das die Sitzung medial begleitet, wurden ausgewählt.

Wie ist das Thema „Europas Grenzen der Toleranz und Gerechtigkeit?" entstanden?
Zum einen spielte die Lage von Konstanz an einer EU-Außengrenze eine große Rolle. Dann führten aber auch aktuelle Themen, die Europa beschäftigen, wie zum Beispiel Griechenland und die Flüchtlingsdebatte, auf das Thema hin. Die Frage „Was ist fair und gerecht?" stellt sich hier immer wieder. Dass 2015 im Konziljubiläum als „Jahr der Gerechtigkeit" benannt ist, ergänzte sich dann perfekt.

Vor 600 Jahren berieten Gelehrte und Kleriker aus ganz Europa beim Konstanzer Konzil über kirchliche, kirchenpolitische und politische Fragen. Trotz vieler Konflikte wie beispielsweise dem 100-jährigen Krieg zwischen England und Frankreich verliefen die Verhandlungen meist friedlich. Was hat sich 600 Jahre später geändert?
Viele Machthaber sind zu Politikern geworden, die ihr Wählervolk hinter sich haben. Heutzutage werden die Menschen/Wähler in den Entscheidungen mehr bedacht und einbezogen als früher.

Was möchten das EJP und du ganz persönlich mit der Sitzung erreichen? Schickt ihr am Ende Gesetzentwürfe und Handlungsvorschläge nach Brüssel?
Mein größter Wunsch ist es, dass alle 137 Teilnehmer die Sitzung mit einem Lächeln verlassen – mit einer Aussicht auf eine friedliche und glückliche Zukunft in Europa. Auch sollen die Teilnehmer die Möglichkeit haben, ihren Horizont zu erweitern. Das EJP möchte eine Diskussionskultur von morgen schaffen und junge Menschen dazu bewegen, ihre Stimme zu erheben und friedlich zu verhandeln.
Würden die Gesetzesvorwürfe an die Europäische Kommission geschickt, wüsste man nicht, wer sie liest und sich dafür interessiert, deswegen werden sie zielgerechter verschickt: lokale Abgeordnete der EU bekommen diese, um sich mit den Lösungen, die die junge Generation vorschlägt, auseinanderzusetzten. Außerdem sind alle Resolutionen öffentlich einsehbar und werden medial präsentiert.

Wie können interessierte Jugendliche am Sommerforum in Konstanz teilnehmen?
Das Sommerforum in Konstanz wird am 28. Juli mit einer Auftaktveranstaltung im Wolkensteinsaal eröffnet. Interessierte können sich per Mail an Karen.Bauer@konstanz.de anmelden.

Für diejenigen, die diesmal nicht als Teilnehmer dabei sein können – wie kann man beim Europäischen Jugendparlament mitmachen?
Das EJP besteht aus ehrenamtlichen Mitarbeitern. Man kann als Organisator, Ausschussmoderator oder Journalist am Forum teilnehmen, wenn man schon eine gewisse Erfahrung mit dem EJP mitbringt. Ansonsten natürlich auch als Delegierter. Als Schule oder einzelner Delegierter kann man jedes Jahr beim nationalen Auswahlprozess mitmachen, indem man sich mit einer Resolution bzw. einem Gesetzentwurf, der Probleme und Lösungen gegenüberstellt, zum diesjährigen Thema „Gender Equality" bewirbt. Interessierte können eine Mail an mitmachen@eyp.de schreiben. Es gibt zusätzlich die Möglichkeit, in den Email- Verteiler aufgenommen zu werden, um Updates zu Sitzungen in ganz Europa zu erhalten. Jeder ist außerdem eingeladen vom 10.- 13. September zur Academy in Aschaffenburg zu kommen. Dort kann man dann Mitglied werden, wenn man möchte.

Welche letzten Schritte müssen noch gemacht werden, bis die Organisation der Sitzung abgeschlossen ist?
Die grobe Planung ist bereits vollendet – jetzt müssen alle zehn Ressorts ihre Feinplanung erledigen. Vom Zimmerplan, den der Delegate's Support erstellt, und den Transportschichten, über den Einkauf für die Kaffeepausen bis hin zum Kontakt mit den Journalisten vor Ort, für den die Kontaktperson des Ressorts Presse zuständig ist.

Welches Gefühl begleitet dich in den letzten Wochen vor der Sitzung: Nervosität? Vorfreude?
Eine Mischung aus beidem. Ganz viel Vorfreude, aber auch Freude darauf, wenn die Sitzung vorbei ist und es gut geklappt hat. Und natürlich Hoffnung, dass die Sitzung ein voller Erfolg wird.

Weitere Informationen finden Sie unter www.eyp.de und unter www.konstanzer-konzil.de.
Bei Presseanfragen wenden Sie sich gerne an Lydia Purschke (lydia.purschke@eyp.de). Möchten Sie am Diskussionsformat am 28. Juli 2015 teilnehmen? Schreiben Sie eine Mail an Karen.Bauer@konstanz.de.

 

Bild: Leonard Burges