Die Kunstfonds-Projekte 2016

Der „Kunstfonds Konzil" der Stadt Konstanz fördert während der Jubiläumsjahre 2014 bis 2018 Vorhaben im Bereich der Kunst und Kultur, die sich kreativ mit dem Konzil sowie damals wie heute aktuellen Themen auseinandersetzen. 2016, im Themenjahr „Lebendiges Mittelalter" werden insgesamt acht Projekte gefördert:

Das Rheinrad

von Ulrich Vogl

Licht, Schatten, Bewegung: Diese drei Elemente bilden die Basis der Installation RHEINRAD. Das vom Künstler Ulrich Vogl entworfene, liegende Rad wird zur Wasserseite hin am Rheintorturm angebracht. Es dreht sich 24 Stunden am Tag und wird ab Einbruch der Dunkelheit von der anderen Uferseite aus mit einem Scheinwerfer beleuchtet. Der Lichtkegel verbindet wie einst die alte Brücke die beiden Ufer miteinander; das Rad wirft stroboskopartige Schatten auf das 800 Jahre alte Gemäuer des Turms. Der Turm wird so Projektionsfläche einer auf einfachsten Prinzipien basierenden Filmmaschine. Turm, Rad und Schattenbilder bilden dabei eine Einheit. So werden auch heute wieder BesucherInnen, die über die Rheinbrücke in die Stadt fahren vom Rheintorturm in die Stadt hineingeführt. Zugleich ruft das Rad Assoziationen wach, z.B. an das Transportwesen im Mittelalter, alte Filmprojektoren, mittelalterliche Baustellen oder die Trülle als Instrument der Machtausübung.
Modellfilm: https://vimeo.com/142772340

Eröffnung am 20.06.2016 um 20 Uhr mit einem öffentlichen Picknick am Neptun, Spanierstr. 1, Konstanz. Decke und Vesper nicht vergessen! Das Rad hängt bis Ende Oktober 2017 am Rheintorturm.

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Der Vollstrecker - Eine archäologische Spurensuche

von Friedrich Ludmann

Im Juli und August 2016 geht der Künstler Friedrich Ludmann auf dem Bodanplatz einem ungewöhnlichen, experimentellen Projekt nach: Er macht sich mit seiner Installation auf die Suche nach Überresten aus der Konzilszeit, die außerhalb der ehemaligen Stadtmauer liegen. Verscharrt auf dem ehemaligen Rindermarkt, heute Bodanplatz, wurde der Scharfrichter Meister Rufus, der Henker von Jan Hus und Hieronymus von Prag, 1416 nach der missglückten Enthauptung eines erwürdigen Konstanzer Bürgers selbst zum Opfer durch Steinigung des umstehenden Volkes. Am Ort des Geschehens unternimmt der Künstler den Versuch, die Spuren des von den Konzil-Chronisten vergessenen und vom Volk verachteten Vollstreckers der klerikalen und weltlichen Macht, freizulegen.

07.07. - 21.08.2016, Bodanplatz

Konzilstühle

von Susanne Hackenbracht und Cornelius Hackenbracht

Die überlebensgroßen Stuhlskulpturen sollen sich im Pfalzgarten des Konstanzer Münster mit dem Kräftespiel auseinandersetzen, das die Begegnungen und Verhandlungen der Jahre 1414-1418 geprägt hat. Dabei können die heutigen BetrachterInnen die Aktualität der hierarchischen Spannungen wie auch der einvernehmlichen Nähe so mancher Positionen durch die Bespielung der Skulpturen erleben. Im öffentlichen Raum soll sich eine Auseinandersetzung mit der zeitübergreifenden Thematik gesellschaftlicher Entscheidungsfindung entwickeln. Auch können die Skulpturen den Ort für eine Inszenierung oder eine Lesung bieten. Eine spätere Fortführung des Projektes im öffentlichen Raum der Schweiz ist angedacht.

19.08. bis 20.11.2016, im Pfalzgarten, hinter dem Münster

Match

von Saskia Breitenreicher

Mit ihrem Projekt „Match“ verbindet die Künstlerin Saskia Breitenreicher Rauminstallation, Malerei, Objektkunst und Gesang. Zentrum der Installation ist eine Tischtennisplatte mit zwei Schlägern, jedoch ohne Ball. An jedem Plattenende steht ein Wasserbottich, in welchem mit einer kleinen Pumpe und Spülwasser Schaum produziert wird – Munition für die „Schaumschlägerei“ an der Tischtennisplatte, zu der BesucherInnen eingeladen sind. Zwei große Gemälde und eine „Judge’s Box“, ein Holzkasten mit Kurbel, über den BesucherInnen Todesurteile erkurbeln können, begleiten die Platte. Das Urteil, ist vom Zufall bestimmt, wie bei einem Spielautomaten. Sicher ist nur eines: Es ist ein grausames Todesurteil. Zur Eröffnung und zur Finissage wird die Installation von Konstanzer Chören musikalisch begleitet.

02.09. bis 16.09.2016 im Rathausinnenhof, Kanzleistraße 13/15

W. – Geschichte selber schreiben

von Christin Gas und Roland Fischer

„W. – Geschichte selber schreiben“ (ehemals WORTWAHL) ist ein Kurzgeschichtenwettbewerb, der Menschen, die gerne schreiben, auffordert, sich mit den Themen des Konstanzer Konzils kreativ auseinanderzusetzen. Ab der Bekanntgabe des Themas „Macht“ Anfang 2016 haben alle kreativen Köpfe die Möglichkeit, eine bis dato unveröffentlichte Kurzgeschichte dazu einzureichen. Dafür haben sie drei Monate Zeit. Abschließend werden in mehreren Juryrunden die zehn besten Geschichten ausgewählt und in einem Buchband veröffentlicht, der im Winter 2016 erscheint und in regionalen Buchhandlungen zum Verkauf stehen wird. So widmen sich nicht nur (künftige) AutorInnen dem Jahresthema, sondern auch die Lesenden beschäftigen sich mit dem Thema „Macht“, indem es literarisch in einen neuen Kontext gesetzt und von verschiedenen Seiten beleuchtet wird. Zusätzlich lesen die drei Besten, die ebenfalls die Jury bestimmt, in einem öffentlichen Raum in Konstanz vor Jury und Publikum um den ersten Platz.

Einsendeschluss ist der 30.05.2016. Das Lesen um den ersten Platz erfolgt am 20. November 2016 um 18.30 Uhr im Wohnzimmer Konstanz.

Mehr Informationen unter: www.w-wettbewerb.de

Same but different

von Margit Bartl-Frank

Ausgangspunkt der Installation von Margit Bartl-Frank ist ihre Beobachtung der Machtverschiebung hin zu wirtschaftlichen Institutionen, Notenbanken und multinationalen Unternehmen wie Google und Apple. Die Schweizer Künstlerin fragt in diesem Zusammenhang, ob solchen Multis heute mehr vertraut wird als der Kirche oder der Politik und ob Macht durch Abhängigkeit entsteht. Die Installation aus zwei mehrere Meter hohen Blachen ist am Schnetztor in Konstanz installiert. Sie zeigen mehrere Papst-Kronen neben Zahlenreihen, wie man sie von der Börse kennt – Symbole für den päpstlichen und den wirtschaftlichen Bereich, die hier kontrastiert werden – „same but different“? 

01.04. - 31.05.2016, an der Schnetztorwand Richtung Laube 

Macht-Terzett

von Anna Beck-Wörner, Hans Guggenheim, Claudia Wälchli

Im Projekt "Macht-Terzett" werden am Samstag, 04.Juni 2016 drei zusammenhängende Ideen umgesetzt. Immer wird dabei die Konstanzer Bevölkerung einbezogen. Der Projektteil "Macht der Ideen - Abtragen eines Scheiterhaufens" ist an die Verbrennung von Jan Hus angelehnt. Statt einen Scheiterhaufen zu errichten, wird dieser, in Anlehnung an die Verbrennung von Jan Hus vor 600 Jahren, abgetragen. Passantinnen erhalten ein Scheit, dadurch wird der Scheiterhaufen abgebaut, das Verbrennen verunmöglicht. Es wird aufgezeigt, dass Ideen, Visionen und Träume nicht verbrannt werden können.

Der Projektteil "Macht des Geldes - Schuldenbefreiung und Schenkung" setzt am schlechten Gewissen der SchweizerInnen an, die nach Konstanz zum Einkaufen kommen. Herr und Frau Schweizer kaufen günstig in Konstanz ein. Um sich von dieser «Schuld» zu befreien, können sie sich, in Anlehnung an den Ablasshandel des Mittelalters, frei kaufen. Für fünf Euro erhalten sie ein Schulderlass-Zertifikat.Gleichzeitig wird die Konstanzer Bevölkerung beschenkt - sie erhält eine Einladung, die Stadt St. Gallen zu besuchen und einen Gutschein für eine St. Galler Bratwurst.

Im dritten Projektteil, "Macht des Klanges - Entfliehen nicht möglich" werden „Machtklänge" von Gestern und Heute neu interpretiert. 
In vielen Alltagssituationen werden wir durch einen Klang auf ein Ereignis aufmerksam. Zum Beispiel das Smartphone, die Ankunft einer E-Mail am PC aber auch ein Lastwagen, der rückwärts fährt. Geräuschen können wir uns nur schwer entziehen. Wie war dies vor 600 Jahren? Die Kirchenglocken gaben die Zeit an und informierten die Bevölkerung über wichtige Ereignisse. Diesen Klangszenarien werden die Passantinnen und Passanten auf sehr menschliche Weise begegnen. 

04.06.2016, 10-17 Uhr, auf der Marktstätte

Rotlichtbetrachtungen – Eine szenische Lesung am Ende der Tugend

von Carolin Schulz & Cecilia Preiß, aus der Reihe "Glaube, Liebe, Hoffnung – Eine Zeitreise in drei Akten" (gefördert im Kunstfonds Konzil für drei Jahre)

Das Ensemble Wortörtlich inszeniert Literatur ortsspezifisch. Die LeserInnen setzen eine Auswahl von Texten aus verschiedenen Genres, Epochen und Kulturkreisen in Szene. Seit der Mensch schreibt, schreibt er vor allem über „das Eine“. Für die szenische Lesung wird aus dem immensen Fundus an erotischer Literatur das Beste ausgewählt und stilecht zwischen Stangen und Tresen einer Tabledancebar inszeniert. Wenn Sigmund Freud dank Konstanzer Minne zum Bonobo-Affen mutiert, kann man sich auf einen sinnlich-frivolen Abend freuen. 

29.05., 31.05., 02.06., 05.06., jeweils 19.30 Uhr in der Bar Babalou, Kreuzlingerstraße 15

 

Bild: Das Rheinrad, Seitenansicht © Ulrich Vogl

Schuldenbefreiung und Schenkung