Abfallentsorgung heute und damals

Ob am Seeufer, in der Innenstadt oder zu Hause in der Küche: Praktisch überall finden wir heutzutage Mülltonnen und –eimer, in denen wir benutzte Taschentücher, das Eispapier oder den leeren Kaffeebecher entsorgen können. Von dort aus werden unsere Abfälle dann regelmäßig in unterschiedlichen Intervallen abgeholt. Die moderne Müllentsorgung ist straff durchgeplant.

Etwa 400 kg Müll pro Jahr produziert jeder Konstanzer im Schnitt – verhältnismäßig wenig, gemessen an den durchschnittlich 460 kg Müll jährlich pro Bundesbürger. Den Abtransport übernehmen in der Konzilstadt die derzeit 30 Frauen und Männer in orangener Arbeitskleidung, die bei den Entsorgungsbetrieben Konstanz (EBK), einem wirtschaftlich selbstständigen, kommunalen Betrieb, angestellt sind. Mit täglich 7 Müllfahrzeugen werden jede Woche 19.000 Mülltonnen geleert.

Außerdem kümmern sich die EBK um Abwasser: Durch über 295 km Kanäle wird das verschmutzte Wasser geleitet, in der Kläranlage in verschiedenen Becken über 24 Stunden hinweg gereinigt und dann in den See zurückgeführt. 120 Liter Wasser verbrauchen die Konstanzer täglich im Durchschnitt.

Vor 600 Jahren, zur Konzilzeit, funktionierte das mit dem Müll und dem Abwasser noch völlig anders. Was nicht vom Hausschwein gefressen wurde, wurde zusammen mit den täglichen Hinterlassenschaften in Gräben und Gässchen Richtung See und Rhein, sogenannten Woust- oder Eh-Gräben, oder in Latrinengruben in den Hinterhöfen der Häuser entsorgt. Die immer wiederkehrenden Ermahnungen, Vorschriften und Verbote seitens der Stadt belegen zudem, dass noch bis mindestens ins 16. Jahrhundert hinein Unrat einfach auf die Straßen gekippt wurde. Passanten mussten sehr genau darauf achten, unter welchen Fenstern sie die Straßen entlang gingen.

Wenn heutzutage bei Bauarbeiten eine ehemalige Latrine gefunden wird, ist das für die Archäologen im buchstäblichen Sinne „ein gefundenes Fressen": Untersuchungen der Reste können ihnen  Auskunft darüber geben, was die Menschen, die die Grube genutzt haben, so gegessen haben. In einer Grube in Konstanz, die man auf die Zeit um 1300 datiert, wurden beispielsweise Sellerie, Kürbis, Koriander, Fenchel und Weintrauben nachgewiesen, was auf einen gehobenen Lebensstandard der Benutzer hindeutet. Außerdem wurde alles, was an Abfall anfiel, in die Latrinen geworfen. Bis heute überdauert haben Töpfereiabfälle, Glasreste, Hohlziegel, Reisig oder Abfallholz.

War eine solche Latrine voll, musste sie geleert werden. Das übernahmen in der Regel Nachrichter und Totengräber mit Hilfe ihrer Knechte, sozusagen als frühe Form der Müllabfuhr. Der Inhalt der Latrinen wurde, wenn er nicht gerade als Füllmaterial bei Landaufschüttungen Verwendung fand, lediglich vor die Mauern der Stadt getragen und dort abgeladen. Gesundheitlich war diese Form der Abfallbeseitigung nicht ganz ungefährlich: Der Inhalt der Latrinen wurde mitunter als Dünger auf die Felder aufgebracht oder kam durch das Sickerwasser in die in der Nähe befindlichen Brunnen. Beides konnte eine rasche Verbreitung von Krankheiten oder gar Seuchen zur Folge haben.

Tipp: Sie wollen mehr? Dann besichtigen Sie eine mittelalterliche Latrine in der Dauerausstellung des Archäologischen Landesmuseums oder besuchen Sie die Stadtführung "Von Woustgräben und anderen 'stillen' Örtchen der Touristinformation Konstanz!