Ob „Last Christmas" von Wham! oder lieber „O du fröhliche" und „Stille Nacht, heilige Nacht"; ob verhaltenes goldgelbes Leuchten oder peppig buntes Blinken; ob Wienerle und Kartoffelsuppe oder ein aufwändiger Braten – wir alle haben eine ziemlich konkrete Vorstellung davon, wie ein gelungenes Weihnachtsfest auszusehen hat. Schon Wochen vorher bringen wir uns mit Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt, Adventsshopping für die Liebsten und stimmungsvoller Dekoration in eine weihnachtliche Stimmung und gerade die Kleinsten fiebern dem Heiligen Abend ungeduldig entgegen.

Auch zur Konzilzeit feierte man den Tag der Geburt Jesu Christi. Manche unserer heutigen Bräuche haben gar ihren Ursprung im Mittelalter. Während das Aufstellen eines Weihnachtsbaums im Wohnzimmer wohl auf das 17. bzw. 18. Jahrhundert zurückgeht, sich erst im 19. Jahrhundert etablierte und von Deutschland aus über die ganze Welt verbreitete, gab es besonderes Gebäck wie Lebkuchen, Christstollen oder Spekulatius schon seit dem 14. Jahrhundert. Noch älter sind die auch heute noch üblichen Krippenspiele: Schon seit dem 11. Jahrhundert wurde die Weihnachtsgeschichte um Maria, Josef und das Jesuskind am Altar aufgeführt.

Im Jahr 1417 ließ die englische Delegation auf dem Konstanzer Konzil das Christkind erst im Januar zur Welt kommen. Am Sankt Timotheus-Tag (24. Januar) luden der Erzbischof, der Bischof von Salisbury und fünf weitere englische Bischöfe die Konstanzer Räte sowie weitere ehrbare Konstanzer zum Essen in ihr Quartier, ins Haus "Zum goldenen Schwert", ein. Richental berichtet: „Sie richteten ihnen ein gar köstliches Mahl aus, drei Gänge hintereinander, jeder Gang mit acht verschiedenen Gerichten". Zwischen den Gängen gab es Unterhaltungsprogramm, „in dem man Unsere Frau sehen konnte, in kostbare Tücher und Gewänder gehüllt, wie sie ihr Kind, unseren Herrn und Gott, gebar. Und sie stellten Joseph zu ihr und die Heiligen Drei Könige, wie sie Unserer Frau und dem Kind ihre Opfer darbrachten. Dafür hatte man einen Stern aus reinem Gold gemacht, der an einem dünnen eisernen Draht vor ihnen her wandelte. [...] Sie spielten herrlich und voller Demut."

Das verspätete Weihnachtsfest der Engländer scheint die Gäste jedenfalls beeindruckt zu haben – als wenige Tage später bekannt wurde, dass König Sigismund in die Stadt zurück kehren würde, luden die Engländer kurzerhand ein zweites Mal in ihr Haus. Unter den Gästen waren dieses Mal der König selbst, sowie weltliche Fürsten und Grafen. Es gab abermals ein Festmahl mit drei Gängen zu je acht Gerichten, wenn auch noch viel köstlicher als zuvor, wie Richental berichtet. Und zwischen den Gängen wurde erneut die Weihnachtsgeschichte mit Maria, Joseph, dem Christuskind und den Heiligen Drei Königen aufgeführt.

Die Heiligen Drei Könige erscheinen in der Richental-Chronik im Übrigen auch noch an einer anderen Stellen – in einigen Handschriften sind sie mit ihren Wappen vertreten. Ob Richental seinen Lesern weismachen wollte, dass sie als Konzilteilnehmer selbst in Konstanz anwesend waren oder ob die Wappen aus einem anderen Grund hier verzeichnet wurden, ist unklar.
Es ist doch eigentlich beruhigend zu wissen, dass – sollte man mal nicht alle Einkäufe, Planungen und Besorgungen bis zum 24. Dezember fertig bekommen – auch ein Weihnachtsfest im Januar noch ein voller Erfolg werden kann.

 

Bilder:
rechts: Stimmunsvoll geschmückte Tannenbäume erhellen die dunkle Jahreszeit© Claudia Hautumm / pixelio
links: Die Wappen der Heiligen Drei Könige in der Richental-chronik © Badisches Landesmuseum, Chronik St. Georgen 63, fol. 70v