Ein Abend mit Tristan Marquardt, Jan Wagner, Oswald von Wolkenstein und anderen Minnesängern

„Saget mir ieman, waz ist minne?“ Jahrhunderte her und dennoch keinen Tag vergangen – denn geliebt und gedichtet wird noch heute. Die Autoren Jan Wagner und Tristan Marquardt sind Herausgeber einer großen Anthologie des Minnesangs – genauer gesagt, von der „Kunst des Minnesangs in neuen Übertragungen“:

Das Buch lädt dazu ein, die lebendige Dichtung des Mittelalters zu entdecken. Sie zeigt eine Welt, deren Begehren uns nah und fremd zugleich erscheint. Über sechzig Lyriker und Lyrikerinnen, wie zum Beispiel Monika Rinck oder Joachim Sartorius, Durs Grünbein oder Nora Gomringer, haben auf ganz unterschiedliche Weise die Urbilder unserer Liebesdichtung ins heutige Deutsch gebracht, bei denen Oswald von Wolkenstein selbstverständlich nicht fehlen durfte. „Die Poesie des Mittelalters und die Lyrik der Gegenwart geraten hier in ein außerordentlich lebhaftes Gespräch, in dem sämtliche Möglichkeiten dichterischen Sprechens durchbuchstabiert werden.“ (Michael Braun, ZEIT) Herausgekommen ist eine Liebeserklärung an die Liebesgedichte des Mittelalters, ein prachtvolles Kompendium führt uns in ein viele Jahrhunderte altes Abenteuer.

Auf Einladung des IBC Regionalclub Konstanz Westlicher Bodensee und der Konzilstadt Konstanz kommen die beiden Herausgeber Jan Wagner und Tristan Marquardt nach Konstanz und entführen uns in eine Welt, deren Begehren uns nah und fremd zugleich erscheint. Gespräch und Lesung finden am 7. Juni um 19.30 Uhr im Concept Store Sankt Johann nahe des Konstanzer Münsters statt. Moderiert wird der Abend von der Autorin Carolin Callies.

 

Datum: Donnerstag, 7. Juni 2018 um 19.30 Uhr

Eintritt: 7 €, ermäßigt 4 € (Studierende, Schüler, Mitglieder IBC, Sozialhilfeempfänger). Karten sind ab 2. Mai im Büro der Konzilstadt Konstanz erhältlich (Marktstätte 1, im Innenhof der Sparkasse). Vorab Reservierung gerne unter daniela.sabatino@konstanz.de

Veranstaltungsort: Concept Store Sankt Johann, Zugang über die Sankt-Johann-Gasse

Information & Kontakt: www.konstanzer-konzil.de, Telefon +49 7531 363 27 0, info@konstanzer-konzil.de

 

 

Jan Wagner,1971 in Hamburg geboren, lebt in Berlin. 2001 erschien sein erster Gedichtband "Probebohrung im Himmel". Für seine Lyrik wurde Jan Wagner vielfach ausgezeichnet. Mit seinem Gedichtband „Regentonnenvariationen“ (2014) gewann er 2015 den Preis der Leipziger Buchmesse, außerdem wurde er 2017 mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet.

Tristan Marquardt, geboren 1987 in Göttingen, ist Lyriker und Literaturvermittler. Er lebt in München und Zürich. Sein Debüt „das amortisiert sich nicht“ erschien 2013 bei kookbooks. Er ist Mitglied des Berliner Lyrikkollektivs G13. Seit 2012 kuratiert er die Lesereihe „meine drei lyrischen ichs“ in München. Marquardt ist Mitinitiator des „Großen Tags der jungen Münchner Literatur“ und der Initiative „Unabhängige Lesereihen“. Er ist als Übersetzer aus dem Mittelhochdeutschen tätig.

"Unmögliche Liebe" ist 2017 beim Carl Hanser Verlag in München erschienen (ISBN 978-3-446-25654-5; 32 €).

Carolin Callies, 1980 in Mannheim geboren, lebt in Ladenburg zwischen Mannheim und Heidelberg. Sie veröffentlichte in Zeitschriften wie Bella Triste, Allmende, POET und der Neuen Rundschau. "fünf sinne & nur ein besteckkasten" (2015) ist ihr erster Lyrikband. Dafür war sie für den Leonce-und-Lena-Preis der Stadt Darmstadt nominiert und erhielt ebenfalls 2015 den Thaddäus-Troll-Preis.

 

 

Drei Fragen an Tristan Marquardt

Im Vorfeld der Veranstaltung haben wir mit einem der Herausgeber über das Buch, Literatur und die Faszination des Minnesangs gesprochen.

Am Anfang der Idee zu diesen Projekt müssen Sie beide festgestellt haben, dass es an der Zeit für neue bzw. aktualisierte Übertragungen von Minne ist – woher rührt diese Faszination? Warum Minnesang?

Die Auseinandnersetzung mit dem Minnesang, der frühesten deutschsprachigen Liebeslyrik, war in letzter Zeit vor allem Sache der Universitäten. Dort ist sie lebendig und produktiv, uns schien es aber an der Zeit zu sein, auch unter den Literatinnen und Literaten selbst wieder eine vermehrte Auseinandersetzung mit diesen so spannenden Texten anzustoßen. Dabei ging es uns um einen dynamischen Umgang, ein Neuentdecken und Neuinterpretieren, ein lebendiges Gespräch, und wir sind sehr froh, dass sich diese Hoffnung so vielfältig erfüllt hat.

Haben Sie die originalen Texte ausgewählt – gab es spezielle Kriterien? – oder durften sich die Autorinnen und Autoren ihre neu zu übertragenden Texte selbst aussuchen?

Die Texte haben wir ausgesucht. Abbilden wollten wir ein möglichst großes Spektrum - chronologisch, thematisch, formal - an Beispielen für die Variationskunst des Minnesangs. Ein Best of aus einerseits den berühmten Liedern und andererseits weniger Bekanntem, Vorläufern, Nachklängen, unterschiedlichen Fassungen, gegenseitigen Bezugnahmen - um einen Blick zu ermöglichen, der auch über das Kanonisierte hinausgeht.

Was macht für Sie persönlich eine gute Übersetzung aus? Und haben Sie ein Lieblingsgedicht oder eine Lieblingspassage aus dem Buch?

Was uns an dem Buch unter anderem so begeistert, ist seine Vielfalt an Übersetzungsansätzen. Radikal unterschiedliche Herangehensweisen stehen hier nebeneinander und bereichern sich gegenseitig, denn gerade dieses Plurale, das es verunmöglicht, ein einzelnes Beispiel hervorzuheben, wird hier zur eigenen Qualität. Die heutigen Dichterinnnen und Dichter haben die Variationskunst des Minnesangs in eine Variationskunst des Übersetzens überführt.

 

 

Bilder oben: "Unmögliche Liebe", 2017 © Carl Hanser Verlag, München; Concept Store Sankt Johann © Concept Store Sankt Johann

Bilder unten: Jan Wagner © Villa Massimo - Alberto Novelli; Tristan Marquardt © Katja Zimmermann; Carolin Callies © Mario Theimer

Am Anfang der Idee zu diesen Projekt müssen Sie beide festgestellt haben, dass es an der Zeit für neue bzw. aktualisierte Übertragungen von Minne ist – woher rührt diese Faszination? Warum Minnesang?