Im Frühsommer 1418 ging das Konzil in Konstanz zu Ende. Entsprechend endet 600 Jahre später auch das Konziljubiläum. Nach 1580 Tagen mit knapp 1000 Veranstaltungen findet am 22. Juli mit dem großen FINALE! im Stadtgarten der letzte Paukenschlag des Konziljubiläums statt.

Was bleibt?

Nach der Papstwahl im Herbst 1417 war noch einmal große Betriebsamkeit ausgebrochen, bevor am 22. April 1418 die letzte Sitzung des Konzils stattfand. Der Ausbruch der Pest in Konstanz Mitte April dürfte die Abreisevorkehrungen dann erheblich beschleunigt haben. Ab Mitte Mai machten sich zuerst Papst und König und schließlich tausende weitere Konzilteilnehmer auf die Heimreise. Die Gassen in Konstanz waren sehr leer geworden und so manche lukrative Einnahmequelle brach plötzlich weg. Die Stadt selbst blieb auf den sehr hohen Schulden des Königs sitzen: Sigismund hatte als Pfand zwar Geschirr und wertvolle Tücher hinterlassen, löste diese jedoch nie aus. Auch die von Papst und König verliehenen Privilegien konnten über die Schulden nicht hinweg helfen.

Das Konzil hatte seine drei Ziele unterschiedlich gut erreicht: Während die Zeitgenossen mit den Ergebnissen recht zufrieden waren, beurteilen wir sie heute wesentlich kritischer. Zwar sollte sich die mit Beendigung des Schismas und der Wahl Papst Martin V. wieder einsetzende Papstreihe als stabil und bis heute ungebrochen erweisen; gleichzeitig wissen wir heute aber auch, dass nur 100 Jahre später mit der Reformation eine bis heute andauernde Spaltung der Kirche erfolgte.

Auch die Ergebnisse hinsichtlich der geplanten Reformen erscheinen aus heutiger Sicht unzureichend ebenso die Vorgehensweise in der Frage des Glaubens und im Umgang mit den Reformern Jan Hus und Hieronymus von Prag. Gleichzeitig beeindrucken die vorbildliche Lösungsfindung im Dialog, das Konzept des Konziliarismus und wie Konstanz vier Jahre lang Zentrum des geistigen Lebens, Karrierebörse und Drehscheibe des Wissens in einem geworden war.

Es wurden Kontakte und Beziehungen geknüpft, intensiv diskutiert und reger Wissensaustausch betrieben. Die Spuren dieses Konzils sind noch heute überall in Europa auffindbar! Auch im Rahmen des Konziljubiläums wurde viel miteinander diskutiert, an Geschichte erinnert, gefeiert und gemahnt. Es wurden wieder Kontakte und Beziehungen geknüpft – zwischen Menschen, Institutionen und über Landesgrenzen hinweg. Die fünf Themenjahre haben es möglich gemacht, unterschiedliche Aspekte des Konzils ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu rücken und neue Formate, die auch über das Konziljubiläum hinaus Bestand haben, zu entwickeln. Konstanz war in den vergangenen fünf Jahren erneut Gastgeber und ermöglichte Begegnungen, Dialoge und Impulse.

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© Ralf Staiger, Archiv pragmadesign