Oper erobert den Stadtraum

LA JUIVE – ein Plädoyer für Toleranz

Konstanz 1414: Zu Beginn des Konzils, das um die kirchliche Einheit ringt, geraten in der Stadt die Konflikte zwischen Juden und Christen außer Kontrolle. Die Situation eskaliert, als offenbar wird, dass Rachel, die Tochter des jüdischen Goldschmieds Eleazar, ein Verhältnis mit dem katholischen Fürsten Léopold hat. Für die Titelheldin führen religiöser Starrsinn und die Überschreitung gesellschaftlicher Normen schließlich zur Katastrophe und der Verurteilung zum Tod.

Die Oper von Jaques F. Halévy und Eugène Scribe aus dem Jahr 1835 ist wesentlich mehr als eine dramatische Liebesgeschichte – LA JUIVE (=die Jüdin) ist ein Plädoyer für die Ideale der Aufklärung und eine Warnung gegenüber Fanatismus jeglicher Art. Die historische Verortung auf dem Konstanzer Konzil dient dabei als Katalysator der Handlung und kritisiert jeglichen Machtanspruch religiöser Überzeugungen.

Die Konstanzer Fassung

Für die Konstanzer Inszenierung arrangierte Alexander Krampe die Grand Opéra von Jaques Fromental Halévy für 18 Musikerinnen und Musiker der Südwestdeutschen Philharmonie Konstanz, sechs Sängerinnen und Sänger und das 16-köpfige Vokalensemble Konstanz. Die konzentrierte Fassung verdichtet Musik sowie Handlung und bindet Ausschnitte anderer Komponisten ein, wie Viktor Ullmann, ein jüdischer Komponist, der in Theresienstadt ermordet wurde, oder Oswald von Wolkenstein mit seinen vermutlich auf dem Konstanzer Konzil komponierten Trinkliedern.

Die Stadt wird zur Bühne

Während Opernhäuser weltweit Kulissen schaffen müssen, verwandelt die Konstanzer Inszenierung die Altstadt in den Klangraum. Der Abend beginnt an einem der ältesten Wohntürme im Innenhof des Kulturzentrums (Zugang erfolgt über die Torgasse). Der zweite Teil spielt im Concept Store Sankt Johann, einem ehemaligen Kirchenraum mit wechselvoller Geschichte: In der im 10. Jhd. von Bischof Konrad gegründeten Kirche Sankt Johann wurde 1525 in Konstanz erstmalig das Abendmahl in beiderlei Gestalt gefeiert, bevor das Kircheninnere beim Bildersturm 1530 weitesgehend zerstört wurde. Eine Passage führt die Zuhörer in die Lutherkirche: Der Weg entspricht den letzten Schritten von Jan Hus nach seiner Verurteilung im Münster zum Scheiterhaufen auf dem Brüel.

Die Akteure:

Für das außergewöhnliche Experiment, eine Oper an unterschiedlichen Orten im Stadtraum zu realisieren, konnten sieben international bekannte Sänger aus sechs Nationen gewonnen werden. Unter der musikalischen Leitung von Hermann Dukek treten sie zusammen mit dem Vokalsensemble Konstanz (Einstudierung Steffen Schreyer) und der Südwestdeutschen Philharmonie auf. Johannes Schmid, der Regisseur der Produktion, ist bekannt für seine präzise Schauspielerführung. Mit Ausstatter Michael Kraus verbindet ihn eine Bildsprache, die sich einfacher, aber wirkungsvoller visueller Zeichen bedient.

mit

Éléazar, ein Goldschmied: Kristian Benedikt, Gustavo De Gennaro

Rachel, seine Tochter: Yana Kleyn

Léopold, Reichsfürst: Francisco Brito

Prinzessin Eudoxie: Justyna Samborska

Kardinal Brogni: Tadas Girininkas

Ruggiero, Hauptmann: Vladislav Pavliuk

Vokalensemble Konstanz

Südwestdeutsche Philharmonie Konstanz

 

Vorstellungen: 14. Juni 2018 (Premiere), 16., 18., 20., 24., 26., 28. Juni,
1., 7. und 9. Juli jeweils um 19 Uhr, Nachmittagsvorstellung am 4. Juli um 16 Uhr
Bei Regen findet die Vorstellung in der Lutherkirche statt.
Wettertelefon: +49 7531 363 27-29.

Aufführung in französischer Sprache, Dauer: ca. 195 Minuten, inkl. einer Pause in Sankt Johann

Eintritt: 48 € inklusive Pausengetränk
Schüler/Studierende: 28 €

Tickets erhältlich in der Südwestdeutschen Philharmonie, an allen Vorverkaufsstellen des Theater Konstanz sowie der Tourist-Information Konstanz und unter www.philharmonie-konstanz.de.
Freie Platzwahl.
Rollstuhlfahrer bitte anmelden!

Eine Produktion der Südwestdeutschen Philharmonie und der Konzilstadt Konstanz im Rahmen des Jubiläums 600 Jahre Konstanzer Konzil 2014 bis 2018. Gefördert von der Baden-Württemberg-Stiftung mit Unterstützung von Aesculap a B.Braun brand.

Fotos: Ilja Mess © Konzilstadt Konstanz