Jörg-Peter Rau im Gespräch mit Bürgern, Machern und Kritikern.
In nicht einmal zwei Monate endet das Konziljubiläum. Neben der zentralen Frage „Was bleibt?“, stellt sich ebenso die Frage nach einem Resümee, nach der Bilanz des Jubiläums. Am 26. April 2018 haben sich Akteure und Experten, vier Jahre nach Beginn des Konziljubiläums, im Speichersaal des Konzilgebäudes dazu ausgetauscht. Im Gespräch mit Jörg-Peter Rau, Leiter der Lokalredaktion des Südkuriers, haben fünf Gäste zurück-, aber auch vorausgeblickt: Was hat das Jubiläum „600 Jahre Konstanzer Konzil“ Konstanz und seinen Bürgern gebracht? Wie war das Verhältnis zwischen Erinnern und Feiern, zwischen Event und Wissenschaft? Welche Formate haben überzeugt, welche Veranstaltungen? Wie geht es weiter? Schnell haben sich drei große Punkte herauskristallisiert, die im Fokus der Auswertung standen:
Durch das Jubiläum habe Konstanz sein Image als historische Stadt geprägt und gefestigt. Das stellte gleich zu Beginn der Schweizer Christoph Luzi fest, der seine Doktorarbeit „Konzilsbilderfabrik Konstanz“ dem Jubiläum gewidmet hat. Ein wichtiger Impuls sei außerdem der starke Einbezug des deutschen wie schweizer Hinterlandes gewesen, z.B. durch die angebotenen Fahrrad- und Wandertouren, durch die die Regionen nachhaltig profitiert hätten. Die stellvertretende Vorsitzende der vhs Landkreis Konstanz, Dorothee Jacobs-Krahnen, wünschte sich, dass Konstanz als Konzilstadt auch in Zukunft die Spuren des Konzils sichtbar in Szene setzt. Der im Vorfeld befürchtete Spagat zwischen Erinnern und Feiern sei gelungen, bekräftigte Stadtführer Daniel Groß. Nach dem fulminanten und erfolgreichen Auftakt durch die vom Badischen Landesmuseum veranstaltete Landesausstellung im Konzilgebäude, habe man in der folgenden Planung bewusst auf innovative Formate gesetzt und neue, modernere Wege gefunden Geschichte zu vermitteln – wie beispielsweise durch Lichtkunst wie die ILLUMINATIONEN. Die daraus folgende Spannung zwischen Inhalt und Umsatz sei durch eine breite Palette an Angeboten gelöst worden, zu der Ausstellungen, Vorträge, Lesungen, Führungen, Diskussionen, Slams und musikalische Darbietungen ebenso gehörten wie Bildungsangebote für LehrerInnen und das Kinderferienprogramm „Kinderakademie Konzilstadt Konstanz“. Es wurden tiefgründige Formate angeboten, wie z.B. die Ringvorlesungen in Kooperation mit der Universität Konstanz, aber auch wirtschaftlicher ausgerichtete Veranstaltungen.
Zwei Formate, das sich nachhaltig bewährt hätten, seien das Europakonzil und der Konzilspreis, hob Rau hervor. Die Zusammenarbeit von Jugendlichen aus Konstanzer Partnerstädten beim Europakonzil sei vorbildlich und inzwischen auch preisgekrönt. Selina Eschenweck, die am Europakonzil teilgenommen und es mitgestaltet hat, schloss sich an: Das Europakonzil, das die Idee des Konzils als Verhandlungsprozess aufnimmt, sei nicht nur aufgegangen, sondern auch bereits von Erfolg gekrönt. Erste Ergebnisse würden bereits umgesetzt – wie der Festivalpass, der es Jugendlichen aus Konstanz und den Partnerstädten erlaubt, kostengünstig an verschiedenen Veranstaltungen in den Städten teilzunehmen und dort unterzukommen. Generell solle Konstanz getreu dem Motto des Jubiläums „Europa zu Gast“ weiterhin als Ort der europäischen Begegnung und des gemeinsamen Dialogs fungieren. Der Konstanzer Konzilspreis sei hierfür beispielhaft: Mit dem Preis zeichnet die Stadt Konstanz Personen, Institutionen oder Initiativen aus, die sich in besonderer Weise für ein Europa der Begegnung einsetzen und einen Beitrag zum Dialog über Europa und seine Zukunft leisten. Er wird seit 2015 alle zwei Jahre von der Stadt Konstanz vergeben.
Darüber hinaus ist geplant, dass nach dem Jubiläum konziliare Ideen und Formate durch einen Verein weitergetragen werden und den europäischen Gedanken stärken.
Von allen Gästen wurde die großartige ökumenische Zusammenarbeit in Konstanz betont. Die Kooperation, der Dialog und der Austausch verschiedener Religionen haben in Konstanz beispielhaft funktioniert und das bestehende Angebot bereichert. Gerade 2017, im „Jahr der Religionen“, sei die Vielfalt der verschiedenen Angebote bemerkenswert gewesen. Bezeichnend für die gute Partnerschaft sei unter anderem, dass in dem nur wenige Tage vor der Diskussion erfolgtem Gottesdienst anlässlich der Schlusssitzung des Konstanzer Konzils vor 600 Jahren, ein evangelischer Pfarrer die Predigt gehalten habe. Dieser wichtige Impuls der Ökumene müsse fortgeführt werden, bestärkte Volker Hasenauer, Landeskorrespondent der Katholischen Nachrichtenagentur - z.B. durch eine Fortführung theologischer Forschungsliteratur zum Konstanzer Konzil.
Bild: © Nikolaj Schutzbach/SÜDKURIER