Barbara Grieshaber und Siegmund Kopitzki: Drei Tagesritte vom Bodensee

Die Anthologie „Drei Tagesritte vom Bodensee“, herausgegeben von Barbara Grießhaber und Siegmund Kopitzki, enthält Kurzgeschichten von über 30 Autoren, die alle am Bodensee spielen. Der erste Teil dieser Sammlung enthält Beschreibungen des Bodenseeraumes berühmter Autoren, wie Johann Wolfgang von Goethe und Hermann Hesse. Es folgen in einem zweiten Teil Kurzgeschichten heutiger Autoren, die speziell für diese Sammlung geschrieben wurden. Einige davon gehören der Vereinigung QUO VADIS, einem Autorenkreis historischer Romane, an. Die weiteren Autoren sind Gewinner eines Kurzgeschichtenwettbewerbs, der unter dem Thema „Drei Tagesritte vom Bodensee“ gestellt wurde.

Genauer vorstellen möchten wir an dieser Stelle zwei Geschichten dieser Anthologie, die beide zur Zeit des Konstanzer Konzils spielen. Besonders empfehlenswert ist die Kurzgeschichte Alf Leues, „Der Gast des Steinhausers“. Der Leser erfährt erst ganz zum Schluss, wer der berühmte Gast des Steinhauers ist. Vorher wird dem Leser nur verraten, dass es sich um einen gewissen Baldassare Cossa handelt, den viele unter einem anderen Namen kennen, der aber an dieser Stelle nicht verraten werden soll. Alf Leue entwirft ein Bild dieses Mannes, das in keinem Geschichtsbuch zu finden ist.  Ein toller Kunstgriff des Autors ist die Erfindung des neugeborenen Sohnes des Steinhauers, zu dem der Flüchtige in der kurzen Zeit seiner Anwesenheit in diesem Haus ein enges Verhältnis entwickelt.

Die zweite Geschichte, die hier vorgestellt werden soll, ist „Der Dekadenring von Konstanz“ von Hans van Ooyen. Darin geht es um einen Mann namens Ruprecht Scherer. Der Leser erfährt, dass dieser am 6. Juli 1415 seinen Dekadenring am Sankt Stephansplatz in Konstanz verlor. Ruprecht Scherer war als Heiler in Konstanz tätig und behandelte an diesem 6. Juli frühmorgens einen Kardinal. Die Verwunderung des Lesers ist groß, als er, erst gegen Ende der Erzählung, erfährt, dass Ruprecht Scherer noch einen zweiten Beruf hatte, der eigentlich in keinster Weise zu dem des Heilers passt. Um welchen Beruf es sich handelt und welche Verbindung Scherer zu einem der heute bekanntesten auf dem Konzil anwesenden Personen hatte, erfahren Sie in dieser Geschichte.

Grieshaber, Barbara; Kopitzki, Siegmund (Hrsg.): Drei Tagesritte vom Bodensee. Historische Geschichten. Meßkirch 2011. €12,90

Griesshaber und Kopitzki: Drei Tagesritte vom Bodensee

Schon gehört?

Mit der Laute begleitete Gauklerlieder, Gesänge von Mönchen und romantische Balladen der liebesdurstigen Minnesänger – Die Musik des Mittelalters ist sehr vielseitig. Zwei unserer Musiktipps kommen direkt aus der mittelalterlichen Bodenseeregion. Die dritte CD versetzt auch Kinder in mittelalterliche Klangwelten.

Ordo virtutum, Stefan Johannes Morent: Insula Felix

Glückliche Insel - So wurde die Klosterinsel Reichenau schon im 9. Jahrhundert besungen. Heute lässt das Ensemble ‚Ordo virtutum’ diese früh-mittelalterlichen Klänge wieder neu aufleben. Unter der Leitung von Stefan Johannes Morent hat das Ensemble den Versuch unternommen, die Musikkultur der Klosterinsel mit Hilfe der noch erhaltenen Handschriften zu rekonstruieren. Ziel war eine möglichst authentische Wiedergabe des Gregorianischen Chorals auf der Reichenau. So wurde die CD in der St. Georgskirche auf der Klosterinsel aufgenommen. Die geistlichen Lieder versetzen schnell in die besinnliche Stimmung einer Kirche, so dass man der Hektik des Alltags für eine Zeit entfliehen kann.

Ordo virtutum, Stefan Johannes Morent: Notker Balbulus

Ruhe und Besinnlichkeit vermittelt auch die liturgische Musik aus dem Kloster St. Gallen. Notker Balbulus (der Stammler), wie er sich selbst nannte, war ein bedeutender Gelehrter und Dichter des frühen Mittelalters. Bekannt ist er vor allem durch seine Sequenzen, die den Choral St. Gallens entscheidend prägten. In dieser nach ihm benannten CD wurde der Schwerpunkt auch auf diese Sequenzen gelegt. Für die Aufnahme wurden fünf Sequenzen für große Feste im Kirchenjahr ausgewählt und ebenfalls von Ordo virtutum unter der Leitung von Stefan Johannes Morent vertont.

Elster Silberflug: Markt, Musik und Mummenschanz

Der Titel ist hier Programm. Markt, Musik und Mummenschanz bietet Kindern die Möglichkeit das Mittelalter musikalisch zu entdecken. Die Gruppe ‚Elster Silberflug’ hat eine bunte Mischung aus fröhlichen Liedern, mitreißenden Tänzen und kurzen Texten zusammengestellt und in eine CD gepackt. Ungewohnte Instrumente ertönen und bekannte Kinderlieder, von denen man vielleicht nicht dachte, dass sie aus dem Mittelalter stammen, laden zum Mitsummen, Mitsingen und auch zum Mittanzen ein.

 

 

Insula Felix

 

Notker Balbulus.Christopho, 2011

 

Markt, Musik und Mummenschanz.Ökotopia Verlag, 2008

Fundstücke

Albert Christian Sellner: Immerwährender Papstkalender

Der „Immerwährende Päpstekalender“ von Albert Christian Sellner ist ein faszinierendes Werk. Die Grundidee ist simpel: 266 Päpsten und 41 Gegenpäpsten wird ein (oder mehrere) Tage gewidmet. Sei dies nun ihr Geburtstag, der Beginn ihres Pontifikats oder auch nur ein einschneidendes Erlebnis des jeweiligen Papstes. Außergewöhnlich jedoch wird dieses Buch durch die Art und Weise, wie die Geschichten der Päpste erzählt werden. Unterhaltsam auf der einen, tiefgehend auf der anderen Seite und immer mit einem gewissen Augenzwinkern versehen erzählt Sellner sowohl von dogmatisch hervorragend agierenden Päpsten als auch von ihren Gegenstücken. So spielt nicht nur der Glaube, sondern auch Mord, Korruption und Sex eine große Rolle. Ein Buch, welches keine moralische Stellung beziehen möchte, sondern lediglich eine eher trockene Materie auf sehr lebendige Art aufbereitet und so nicht nur Katholiken sondern allen historisch Interessierten einen spannenden Einblick in knapp 2000 Jahre Papsttum bietet.

Sellner, Albert Christian: Immerwährender Päpstekalender. Frankfurt am Main 2006. € 30,00

Albert Christian Sellner: Immerwährender Päpstekalender

Bettina Feldweg: Losgehen um anzukommen

Persönliche Erfahrungen von berühmten Pilgern

Waren Sie schon einmal Pilgern? Santiago de Compostela oder Lourdes sind schon seit Jahrhunderten die Ziele vieler Pilger. Aber auch das nahe gelegene Bernrain kann eine erste Pilgerstation sein. Ein guter Begleiter für kurze und lange Strecken ist  das Buch „Losgehen, um anzukommen“: Hier finden Sie historische und moderne Pilgerberichte versammelt.

Das Buch liefert keine Anleitung zum Pilgern, die unterschiedlichen Berichte machen vielmehr Lust aufs Entdecken: Was unterscheidet die Pilgerreise von Geoffrey Chaucer, der sich im 14. Jahrhundert mit Rittern, Mönchen, Gutsherren und Müllern auf den Weg von London nach Canterbury machte, von den heutigen Pilgerreisen eines Hape Kerkeling oder Paulo Coehlo? Hat sich außer den Wegen nichts verändert? Sind die Motivationen, Bedürfnisse und Ziele durch die Jahrhunderte hinweg dieselben geblieben? Das Buch selbst ist eine Reise durch die Jahrhunderte und vielleicht haben Sie ja auch schon bald Lust, Pilgern zu gehen…

Feldweg, Bettina: Losgehen, um anzukommen. Die Faszination des Pilgerns. München 2008. € 8,95

Bettina Feldweg: Losgehen, um anzukommen. Die Faszination des Pilgerns