Die Konzilssitzungen im Konstanzer Münster
Im Schiff des Konstanzer Münsters fanden die Sitzungen der Konzilsväter statt. Konzilssitzungen waren Zusammenkünfte geistlicher und weltlicher Persönlichkeiten, die zunächst dem Zweck der Gottesverehrung dienten. Aus diesem Grund fanden Konzilssitzungen generell in Kirchen statt. Die Teilnehmerzahl der Sitzungen in Konstanz war groß und es gab eine klare Sitzordnung, über die die Richental-Chronik sehr anschaulich Aufschluss gibt. Der Thron des Papstes stand vor dem Lettner-Altar, der Sigismunds vor dem Tagmeßaltar; in der Mitte des Raumes stand eine Kanzel für den Redner.
Die Konzilsväter konnten in den Sitzungen auch Dekrete erlassen, also Verordnungen mit Gesetzeskraft, die große Auswirkungen sowohl auf die Politik als auch die Kirche haben konnten. Die wichtigsten in Konstanz erlassenen Dekrete sind Haec sancta und Frequens. In Haec sancta wurde die übergeordnete Stellung des Konzils sogar über den Papst beschlossen. Außerdem besagte es, dass das Konzil seine Gewalt unmittelbar auf Christus zurückführte und schließlich, dass fehlender Gehorsam gegenüber den Beschlüssen des Konzils bestraft würde. Das zweite wichtige Dekret, Frequens, hatte die regelmäßige Abhaltung von Generalkonzilien zum Inhalt, verbunden mit Bestimmungen zur Verhinderung künftiger Schismen.
Während des Konstanzer Konzils wurden insgesamt 45 Sitzungen abgehalten. Die letzte fand am 22. April 1418 statt, worin der neu gewählte Papst Martin V. das Konzil für beendet erklärte und die Erlaubnis zur Abreise gewährte. (jh)