Einzug Papst Johannes XXIII. 1414 in Konstanz
Das große Konzil brachte für die Bewohner des mittelalterlichen Konstanz etliche erstaunliche Anblicke mit sich. Ein besonders beeindruckender Auftritt gelang Papst Johannes XXIII. aus Pisa. Am Sonntagmorgen, dem 28. Oktober 1414, hatte er nach einer mühevollen Reise über den Arlbergpass die Reichsstadt Konstanz durch das südlich gelegene Kreuzlingen erreicht. Begleitet wurde er von neun seiner Kardinäle nebst seiner Kurie. Am Rand der Stadt wurde der Papst vom Bürgermeister und weiteren hohen Vertretern Konstanz' in Empfang genommen. Von dort aus zog er auf einem weißen Ross und beschirmt mit einem goldenen Tuch mitsamt den heiligen Reliquien und der Geistlichkeit der Stadt über die heutige Hussen- und Wessenbergstraße in Richtung Münster. Die Bischofspfalz auf dem Oberen Münsterhof war der Endpunkt seines Zuges durch die Stadt. Hier bezog Johannes sein Quartier.
Schon beim Betreten der Stadt durch das Kreuzlinger Tor machte der Papst deutlich, dass er an den Bodensee gereist war, um seine Stellung zu bekräftigen. Seiner päpstlichen Würde entsprechend eröffnete Johannes eine Woche nach seiner Ankunft am 5. November feierlich das Konzil mit einem Hochamt im Münster.
Doch zeichnete sich bald ab, dass die Teilnehmer des Konzils wenig gewillt waren, ihn im Amt zu belassen.
Der Einzug des Papstes aus Pisa steht daher in völligem Gegensatz zu seinem fluchtartigen Auszug wenige Monate später. Auf die Flucht begab sich Johannes heimlich, mitten in der Nacht und im Gewand eines einfachen Knappen. (sb)